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Das Fortuna-Prinzip

Erfüllter leben in Berufs-Lebens-Balance

©2014 189 Seiten

Zusammenfassung

Glück ist kein Zufall! Leben nach dem Fortuna-Prinzip heißt: Eigenverantwortung für sein Lebensglück und Mitverantwortung für eine neue Lebenskultur. Wie kann man die allseits geforderte Selbstverantwortung wahrnehmen? Hierzu liefert „Das Fortuna-Prinzip“ Orientierungen und praktische Anleitungen. Der Persönlichkeitsberater und Autor Dr. Dieter Mueller-Harju bietet dem Leser fundierte Unterstützung für die Kunst sein eigenes Leben zu leben. Das Buch: Lesefreude für Lebensfreude!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Das Fortuna-Prinzip

Erfüllter leben in Berufs-Lebens-Balance

Dieter Mueller-Harju

©2014 Dr. Dieter Mueller-Harju, Tutzing

www.dr-mueller-harju.de

Lektorat: Barbara Lösel, Nürnberg (1. ebook-Auflage)

Satz: Hans-Jörg Jolli, Nürnberg (1. Ebook-Auflage)

Erschienen bei TUBUK digital
TUBUK digital ist ein Imprint der Open Publishing Rights GmbH
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.

ISBN: 9783955950637
Besuchen Sie uns auch im Internet: www.tubuk-digital.de

Erfüllung: Wenn nicht jetzt - wann dann?!

„Glück ist Talent für das Schicksal"
Novalis

Jeder Mensch verkörpert Hoffnung auf Erfüllung - und das Leben erwartet etwas von ihm. „Etwas" hat uns in dieses Leben berufen, und unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, wozu wir berufen sind, wer wir sind - und vor allem, uns zu erleben in der Zwischenmenschlichkeit. Letztendlich geht es um nicht mehr, als darum, ein „erfülltes Leben" zu leben. Eigentlich eine simple Sache - oder?

Nun, ja. Sie wissen es ja selbst: Mit unserem Leben wurde uns zugleich die Entscheidungsfreiheit geschenkt. Und dieses persönliche Geschenk, besonders in freien, modernen Gesellschaften, macht unser Leben nicht gerade leichter. Doch warum soll das Wunder Leben simpel sein und wir unseren Alltag „simplify-zieren"? Wer Sinn, Freude und Erfüllung in Leben und Beruf gefunden hat, wird wertschätzen, was er sich selbst und mit anderen geschaffen hat. Und er wird auch anerkennen, dass hier das Lächeln von Fortuna, eben auch Glück und Zufall, mit im Spiel waren. Erfüllung im Berufs-Leben ist wie das Lebensglück nichts, was einem einfach zufällt, sondern das Ergebnis selbstverantwortlichen Handelns und der Achtung vor dem Leben. Wir haben die Chance, etwas aus unserem Leben zu machen und mehr und mehr zu ent-decken, was in unserem Leben sich erfüllt und erfahren werden will: Dies ist das wahre Geschenk unseres Lebens! Wir sind letztlich unseres Lebensglückes eigener Schmied!

Berufs-Lebens-Balance mit Fortuna

Als Leitfigur und Prinzip für ein erfülltes Berufs-Leben kam mir Fortuna, die Schicksals- und Glücksgöttin aus der römischen Mythologie in den Sinn. Natürlich bin ich als Mann von Göttinnen besonders hingerissen -wobei ich weiß und erfahre, dass die wahren Göttinnen unter uns leben!

Über die Anmut und Schönheit dieser Göttin hinaus sind für uns aber die Symbole, die mit Fortuna verbunden sind, von Bedeutung: vor allem das Steuerrad beziehungsweise Steuerruder und das Füllhorn. Wesentlich ist auch, dass sie auf einer (geflügelten) Kugel stehend sowie mit einem aufgeblähten Segel dargestellt wird. Fortuna symbolisiert eben nicht Beständigkeit, sondern das Ausbalancieren der Wechselfälle des Lebens. In unserem Leben geht es weniger um das Herstellen von Stabilität, im Sinne von Festigkeit oder Unerschütterlichkeit. Es geht vielmehr darum, seine Lebensbalance im Sinne eines ständigen Ausgleichs der Lebensbereiche herzustellen - also Beruf- und Privatleben, persönliche Bedürfnisse und soziale Ansprüche glücklich miteinander zu verbinden. Flexibilität statt Härte lautet die Devise! Fortuna ist daher in besonderer Weise die ideale Symbolfigur unserer Zeit und, wie ich finde: Sie ist eine wunderbare Zeitgeist-Erscheinung!1

Dass nichts beständiger ist als der Wandel, erfahren wir gegenwärtig in den „Umbauarbeiten" unserer Gesellschaft recht radikal. Das lässt nicht wenige um ihre Zukunft bangen. Doch Angst allein macht nicht glücklich. Mit Fortuna können wir unsere Gedanken wieder auf das ausrichten, was uns Kraft gibt - und das wohnt in jedem von uns: unser innerer Reichtum, unser Selbstwert!

Fortunas Steuerrad wird auch mit dem Kreislauf des Lebens assoziiert, eben unsere Erfahrungen mit dem „oben und unten sein" sowie dem „Aufsteigen und Abstürzen". Fortuna steht insgesamt für die Wechselhaftigkeit des Lebens, in dem es letztlich unvermeidlich ist, seine Lebens-Balance herzustellen, will man nicht unter Balance-Störungen leiden oder gar herunterfallen. Die acht Speichen, mit denen das Steuerrad von Fortuna in diesem Buch dargestellt wird, bedeuten: Lenkbarkeit und zugleich ruhende Stabilität. Acht als Orakelzahl ist eine Glückszahl, verheißt einen günstigen Neubeginn und Zuwachs an Energie, Geld, Macht und Möglichkeiten. Die Acht gilt als eine Zahl, die Kraft spendet und einen dabei unterstützt, auch scheinbar Unerträgliches annehmen zu können.2 ACHTsamkeit, ACHTung, SelbstACHTung sind die tragenden Qualitäten des Fortuna-Prinzips. Und es ist wohl kein Zufall, dass dieses mein achtes Buch ist.

Jeder lebt in seiner Lebenswelt, nimmt die Welt aus seiner ganz subjektiven Perspektive wahr. Mit Blick auf die Symbolfigur Fortuna kann man sagen: Jeder ist herausgefordert, sich auf seiner persönlichen Lebens-Weltkugel in Balance zu halten. Wir sind aufgerufen, das Steuerrad, ja, das Rad unseres Schicksals, unseres Lebens, in die Hand zu nehmen und achtsam damit umzugehen. In unserer Berufs-Kultur gilt es, seine Berufs-Lebens-Balance aufrecht zu halten - und diese ist nicht zuletzt eine seelische Balance. Jeder von uns steht in diesem Sinne auf seiner Lebens-Weltkugel, die unaufhörlich in Bewegung ist, sich dreht und nicht unbedingt von selbst dorthin rollt, wohin wir wollen. Die Fortuna-Gestalt gibt uns aber Zuversicht; denn sie gilt als dem Menschen wohlgesonnen. Mit ihr werden meist die lebensbejahenden Aspekte wie Glück und Lebenserfolg in Verbindung gebracht. Daher ziert die Lebens-Weltkugel auch ein vierblättriges Kleeblatt als Symbol für das Gelingen der Berufs-Lebens-Balance: die Harmonie von Lebenssinn, Beruf, Beziehungen sowie Gesundheit.

Im Wort Fortuna kann zudem das Wort tun gelesen werden. Es weist uns auf das Erfordernis des Handelns hin! Fortuna symbolisiert so auch die Energie (Willens-, Lebens-, Tatkraft) für selbstverantwortliches Handeln. Denn mit der Fortuna-Energie bleiben wir oben - oder können wieder auf unsere Lebens-Weltkugel aufsteigen, wenn wir doch einmal abgerutscht oder unten waren. Meist wird sich danach unsere Lebenswelt verändert haben - vielleicht größer oder bunter oder eben ganz anders, jedenfalls wieder „ganz" und erfüllter sein. Denn die Kugel ist ein Symbol für Ganzheit - und zugleich für unser Selbst.

Nach dem Fortuna-Prinzip leben bedeutet, das Leben eigenverantwortlich, von innen her, zu gestalten, dem Leben die eigene, authentische Richtung zu geben. Es empfiehlt den Dialog von Kopf und Herz bei der Lebensmeisterung und die Selbstaktivierung der Fortuna-Energie. Bilder von Fortuna halten uns die Schlüsselsymbole zur Lebens-Balance vor Augen: das Steuerrad und das Füllhorn, das die Macht der (inneren) Fülle und eines reichhaltigen Lebens symbolisiert. Das Lächeln Fortunas soll uns anregen, schon aus Liebe zum Leben das Steuerrad in der Hand zu behalten und uns unseres inneren Reichtums bewusst zu sein. Nur wir selbst sollten unser Glücksrad bewegen beziehungsweise daran drehen!

Nach dem Fortuna-Prinzip leben bedeutet gerade nicht, dass Unvorhersehbares ausgeschlossen werden kann. Es hilft uns vielmehr, damit schöpferisch umzugehen. Wie und warum sollten wir auch den Zufall ausschließen, der uns ja um so wirkungsvoller trifft, je mehr wir planen und erwarten?! Und nicht nur glückliche Zufälle, sondern ebenso Schicksalsschläge gehören zum Leben. Doch wer verstanden hat, dass Kerzen in der Dunkelheit am hellsten leuchten, wird sich einen seinen Bedürfnissen entsprechenden Vorrat anschaffen.

Dem Fortuna-Prinzip zu folgen meint nicht, alle Lebenssituationen immer nur positiv und rosarot zu denken, sondern sich auch dem Unschönen und Negativen im Leben bewusst und aktiv zu stellen. Mit der beflügelnden Gedankenenergie an Fortuna wählen wir einen konstruktiven, lebensbejahenden Umgang mit diesen Situationen. Wir erlauben uns Lösungen zu finden und nicht an Problemen festzuhalten, sondern unseren Berufs- und Lebensweg in unserem Sinne lebendig weiterzugehen. Denn es ist allzu verwegen und gefährlich, auf das Leben nicht zu reagieren und wegzuschauen - oder andere unsere Angelegenheiten regeln zu lassen.

Fortuna rüttelt uns zum lebendigen Handeln wach, erinnert uns an die Selbstachtung und appelliert an die Kraft in uns selbst. Fortuna weckt vor allem unsere eigene Lebensenergie, unsere Erfüllungs-Energie, damit wir unsere wirklichen Bedürfnisse wahrnehmen und in die Welt bringen können. Das Fortuna-Prinzip richtet unsere Aufmerksamkeit auf das, was für uns ganz persönlich wichtig ist und uns gut tut. Wir spüren das als Fortuna-Energie, jenes tiefe Gefühl, das uns mit uns selbst und unserer Einzigartigkeit sowie mit allem Lebendigen in Berührung bringt. Fortuna bietet einen Anreiz, uns ins Gelingen zu verlieben und mit Vertrauen, Kraft, Mut sowie Gelassenheit unseren eigenen Lebens- und Berufsweg selbstverantwortlich und beherzt zu gehen. So verstanden ist diese Symbolfigur eine wahre Quelle der Lebensenergie, die in der Überzeugung gründet, dass unser Leben das kostbarste, aber letztlich unergründliche Geschenk dessen ist, der alles geschaffen hat!

Die Symbolfigur Fortuna

Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Es geht bei meiner Anregung, eine Göttin als Sinnbild für ein erfülltes Berufs-Leben zu wählen, nicht um ein Glaubensbekenntnis oder gar um Religion. Symbole sind Wahrzeichen, Sinnbilder, die für etwas mit tieferer Bedeutung ste-hen.3 Wenn ich „von Fortuna beseelt" schreibe, bedeutet dies nicht, dass etwas Fremdes, etwas außerhalb von mir selbst die Seele in Besitz genommen hat beziehungsweise nehmen soll - und schon gar nicht, dass einer irgendjemandem hörig werden sollte! Vielmehr bedeutet ein von „Fortuna beseelter Mensch", dass dieser sich seiner seelischen Balance bewusst angenommen hat und nach Seinserfüllung strebt. So richtet sich die Anrufung „O Fortuna" auf Seite 101 an die Fortuna-Energie, die in jedem von uns wohnt und geweckt werden will, um ein erfülltes Leben zu gestalten. Was und wer Fortuna für Sie sein soll, was sie Ihnen bedeuten kann, bestimmen Sie selbst! Jedenfalls ist in und mit jedem Fortuna!

Besonders in der heutigen Zeit brauchen wir wieder sinn(en)reiche Symbole, die über die Sinnvergessenheit unserer politischen Gegenwart, der bestehenden organisierten politischen Verantwortungslosigkeit, Inkompetenz und Arroganz der Macht hinausweisen. Symbole also, die uns über all die sinnentleerten Diskussionen hinaus an das Wesentliche erinnern, uns den Sinn, ja, den Geist wach halten und unsere Aufmerksamkeit auf das Gelingen eines schönen, wahren und guten Lebens richten. Und das sind unsere (inneren) Werte und die Sinnererfüllung im Leben, eben ein erfülltes Dasein. Heute geht es im Wesentlichen um die Rückgewinnung des Wert-Vollen (mehr dazu im nächsten Kapitel).

Eine Symbolfigur wie Fortuna kann uns gerade in diesen rasanten und harten Umbruchzeiten als ein hoffnungsvolles, energiespendendes Symbol der selbstbestimmten Lebens-Balance wunderbar dienen! Sie könnte gar als Patin eines zeitgemäßen Menschenbildes für ein erfülltes BerufsLeben gewählt werden. Auf jeden Fall ist sie wie geschaffen, den gegenwärtigen eher bescheidenen „Geist der Zeit" auf ein höheres, wertvolleres Niveau zu heben. Erlauben Sie sich, bei der Lektüre dieses Buches Fortuna als ausbalancierende Göttin und als Symbolfigur eines erfüllten beruflichen wie privaten Lebens kennen zu lernen - und lassen Sie sich von ihr immer wieder ein Lächeln entlocken. Dieses Lächeln könnte dann Ausdruck Ihres Verliebtseins in das Gelingen und Ihrer Lebendigkeit sein! Mein Buch will Sie zur Lebenskunst anregen, indem Sie Ihre Gedanken sowie Ihr Handeln nach dem Fortuna-Prinzip ausrichten, damit Sie öfter zu sich sagen können: „Glück gehabt!" Sie wissen dann, dass dies kein Zufall ist, sondern dass Sie selbst an Ihrem Lebensglück geschmiedet haben.

Beruf und Lebenssinn

Mit diesem Buch knüpfe ich an mein Buch „Beruf und Lebenssinn in Einklang bringen" von 1997 an. Hier habe ich unter dem Titel „Er-Finde Dein Berufs-Leben neu!" die kulturellen Hintergründe dieses Themas für unsere Lebensweise beleuchtet, Disharmonien und Möglichkeiten für den Einklang von innerem und äußerem Beruf beschrieben und Konsequenzen für einen „Sonnen-Weg" aufgezeigt. Seit dem Jahr 1996, in dem ich damit begonnen hatte, sind nunmehr acht Jahre vergangen. In diesen Jahren wurde mir durch vielfältige Erfahrungen mehr noch von dem, was ich damals geschrieben habe, bewusster - und ich hoffe, auch etwas mehr „ins Herz gefallen" zu sein. Jedenfalls fühle ich die Fortuna-Energie in mir fließen. Dieses Buch ist so auch ein persönliches Buch, das Einblick in meine Denk- und Lebensart gibt. Es ist eine Zwischenbilanz nach über zwei Jahrzehnten Auseinandersetzung mit dem Thema „Beruf und Lebenssinn" und dem wissenschaftlichen und praktischen Vortasten hin zu einem erfüllten Berufs-Leben.

In meiner Arbeit als Coach und Berater, arbeite ich nicht mit einem „Programmheft"; denn das Leben ist vielfältiger, als es vorgefertigte Programme und Methoden umfassen können. Gemeinsam mit Rat Suchenden finde ich heraus, wie sie eine gute Nähe zu sich selbst herstellen, eben ihre Fortuna-Energie ent-decken können. Wer diese Nähe hergestellt hat, kann auch nach dem Fortuna-Prinzip handeln, sein Lebensschicksal selbstverantwortlich und aktiv mitbestimmen und seine Lebensrolle ausfüllen. So wünsche ich Ihnen von Herzen, dass Sie nach der Lektüre dieses Buches wissen, welche Rolle Sie in diesem, Ihrem Leben spielen wollen - und auf welcher Bühne sich diese erfüllen soll!

Wenn ich mich auch auf meine anderen Bücher beziehe und Zitate hier eingefügt habe, halten Sie doch ein grundlegend neues Buch in der Hand. Als ein Wegbegleiter möge Ihnen dieses Buch zur Selbstachtung und Aufmerksamkeit für das, was für Sie wirklich wert-voll in Ihrem Leben ist, dienen. Entfachen Sie (wieder) Ihr inneres Feuer, Ihre Fortuna-Energie und stärken Sie Ihr persönliches Fundament, Ihre Selbstsicherheit für ein erfülltes Berufs-Leben. Das ist es, was wir in diesen rasanten Zeiten des Wandels vor allem brauchen. Erlauben Sie sich, Ihr Berufs-Leben neu anzusehen, zu verstehen und vielleicht gar neu zu erfinden.

Wegweiser durch das Buch

Stellen Sie etwa Ihr Licht unter den Scheffel? Was bedeutet für Sie persönlich „Arbeit" beziehungsweise „Beruf"? Durch welche „Begriffsbrille" schauen Sie eigentlich auf Ihr Berufs-Leben? Etwas in unserer Berufskultur scheint noch einem erfüllten Leben zu widersprechen, bringt viele immer wieder aus der Berufs-Lebens-Balance. Was ist es, das häufig noch die Fortuna-Energie blockiert? Was gilt es in unserer Gesellschaft und in jedem von uns zurückzugewinnen? Antworten finden Sie im Kapitel „Das Wertvolle zurückgewinnen" (S. 17ff.).

Im Kapitel „Nichts ist beständiger als der Wandel..." (S. 57ff.) lade ich Sie zu einer Entdeckungsreise ein. Sie finden Perspektiven und Anregungen, wie Sie Ihre persönliche Berufs-Lebens-Balance mit dem Fortuna-Prinzip herstellen können. Finden Sie hier auch heraus, warum die Endlichkeit unseres Lebens letztendlich ein Glück ist - und was dies mit einem erfüllten Leben zu tun hat. Betrachten Sie sich schließlich selbst im Spiegel und gehen Sie das Wagnis ein, sich selbst zu l(i)eben.

Sie sind wirklich nicht allein „auf der Welt" - und schon gar nicht, wenn Sie Ihre Berufs-Lebens-Balance nach dem Fortuna-Prinzip ausrichten. Uns allen ist die Aufgabe gestellt, auf unserer Lebens-Weltkugel die Balance zu finden und zu halten. Dabei stehen uns eine Vielzahl an „Erfüllungs-Gehilfen" zur Seite. Solche möchte ich Ihnen im Kapitel „Das Fortuna-Prinzip leben." (S. 103ff.) in Form von Vorbildern, Fragestellungen, Entwicklungsaufgaben und Übungen vorstellen. Lernen Sie dabei noch besser das kennen, was in Ihnen auf Erfüllung wartet.

Im Kapitel „Acht beherzte Schritte für ein erfülltes Berufs-Leben" (S. 149ff.) erläutere ich Ihnen wesentliche Wegqualitäten für einen Weg der Erfahrung und des Gelingens. Auch möchte ich Ihnen einige Leitsätze mit auf Ihren Weg mit Fortuna geben. Und falls Fortuna einmal spröde tut, finden Sie zum Abschluss dieses Buches einen Tipp im Epilog.

Eine Anregung: Das Erfüllungs-Scheckbuch

Jeder hat sein ganz persönliches „Erfüllungs-Programm" und mehr als einen „Erfüllungs-Scheck" in sich selbst verborgen. Diese gilt es je nach Wünschen und Bedürfnissen einzulösen, wobei jeder sicher sein kann: Dieser Scheck ist gedeckt durch sein ganz persönliches Potenzial (Füllhorn). Um sich dessen noch bewusster zu werden, wird jedes Kapitel mit einem „Erfüllungs-Check" abgeschlossen. Dieser dient jeweils dem Resümee des Kapitels. Durch die Anregung, die Ergebnisse dieser Checks in das Erfüllungs-Scheckbuch einzutragen, können die Ergebnisse schließlich als eine Art von „Auftragsbuch" zur Verfügung stehen. Dann wissen wir, welche Erfüllungs-Schecks wir warum und für was ausstellen. Damit das, was wir uns wünschen, Wirklichkeit wird, kommt es darauf an, diese Schecks auch in diesem Leben einzulösen. Gestalten Sie sich daher viele schöne Blankoschecks, seien Sie großzügig mit sich selbst und stellen Sie diese dann, wenn Sie wissen, was in Ihnen nach Erfüllung strebt nach und nach aus - und vor allem: Lösen Sie diese auch ein!

Gönnen Sie sich also ein Erfüllungs-Scheckbuch bei der Lektüre dieses Buches. Gleichgültig in welcher Form, Farbe oder Art Sie es sich anschaffen - es soll Ihnen Freude machen, dieses in die Hand zu nehmen und Sie mit Ihrer geweckten Fortuna-Energie zum Handeln ermuntern. Wenn Sie mögen, machen Sie sich doch jetzt schon einige Notizen in Ihr ErfüllungsScheckbuch. Tun Sie es! Notieren Sie einfach die Gedanken, die Sie genau in diesem Augenblick beschäftigen - und vor allem, welche Erwartungen Sie hegen und hoffen mit diesem Buch und dem Fortuna-Prinzip erfüllen zu können.

Das Wertvolle zurückgewinnen

„Wir sind privilegiert in der spannendsten Zeit der menschlichen Geschichte zu leben. Denn dies ist der Augenblick, in dem wir von den Schöpfungskräften gerufen werden, aufzuwachen zu einem neuen Bewusstsein unserer Möglichkeiten und unserer einmaligen Verantwortung ... Denn wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben.“
David Korten1

Eigentlich stellt jede historische Periode die richtige Zeit dar, das persönliche Leben wie auch das gesellschaftliche Zusammenleben zu verbessern und weiterzuentwickeln. Im Laufe der Zeit sind die persönlichen wie sozialen Gestaltungsmöglichkeiten gewachsen. Sehen wir es optimistisch: Wir haben uns weiterentwickelt. Wir haben das Glück in einer demokratischen Wohlstands-Kultur zu leben, in der jeder Einzelne aufgerufen ist, seine eigene Verantwortung zu übernehmen und damit seinen Beitrag zu einem erfüllten privaten wie beruflichen Leben zu leisten. Wir Menschen sind nun einmal die Gestalter der Gesellschaft, unserer Arbeits- und Lebenskultur - und genau „diejenigen, auf die wir gewartet haben"!!

Erfüllung im privaten wie beruflichen Leben ist mit grundlegenden Werten verbunden, jenem, was für den Einzelnen und die gesamte Kultur wert-voll ist. Es ist das, was mit Goethe als das Wahre, Gute und Schöne umschrieben werden kann. Bei den gegenwärtigen Umbauarbeiten in unserer Gesellschaft scheint aber das wirklich Wert-volle weitgehend ausgeblendet zu sein - und diese Fülle des Lebens gilt es zurückzugewinnen.

Ich will hier nicht auf die Versäumnisse und tagespolitischen Querelen eingehen, in einer noch weitgehend herrschenden Realität organisierter Unverantwortlichkeit und persönlicher wie gruppenegoistischer Vorteils-nahme.2 Menschen, die nach Lebenssinn und einem erfüllten Leben streben, fühlen sich schon seit langem unter den gegebenen Bedingungen unwohl. Ich will es hier lieber mit Hermann Hesse halten, der einmal schrieb: „Die Welt zu durchschauen, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein. Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können." Das ist wirklich die große Herausforderung auch in meinem Berufs-Leben! Unsere Tage werden nicht heller, wenn wir über das noch Unerfüllte klagen. Vielmehr ist jeder von uns gefordert, sich wieder stärker auf das Gelingen, das Wertvolle zu konzentrieren und dieses Wirklichkeit werden zu lassen. Und wertvoll ist all das, was uns im seelischen Gleichgewicht sein lässt, unser Leben intensiver, wacher, reicher, ja lebendiger und liebevoller macht. Suchen wir also nach den Möglichkeiten, gute Gefühle und konstruktive Perspektiven für unsere persönliche wie kulturelle Entwicklung zu schaffen, die unsere Lebensenergien ungehindert fließen lassen!

Mit dem Fortuna-Prinzip geben wir dem für uns Wertvollen die Chance Wirklichkeit zu werden. Um zu wissen, was denn das Wertvolle für uns persönlich überhaupt ist, brauchen wir Antworten auf existentielle Fragen, wie die nach dem Sinn des Lebens und unserer Berufung. Und all dies gründet in einem bejahenden Selbst-Wert-Gefühl, das sich im Erkennen und Anerkennen unseres Selbstwertes und unserer Selbstachtung entwickelt. Das ist der Hauptschlüssel zu unserem inneren Reichtum, zu unserem Füllhorn - und zu anderen.

Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel

„Es ist unser Licht, das uns am meisten Angst macht und nicht unsere Dunkelheit.“
Nelson Mandela

Vielleicht kennen Sie die berühmte Rede von Nelson Mandela bei seinem Amtsantritt 1994, in der es unter anderem heißt, dass die größte Angst der Menschen nicht darin gründet, nichts zu taugen oder unfähig zu sein, sondern dass es vielmehr die Angst sei, maßlos stark zu sein. Es liege jedoch nichts Großartiges darin, sich selbst so klein zu machen, dass ande-re Menschen sich in unserer Nähe unsicher fühlen. Wenn wir aber unser eigenes Licht leuchten ließen, würden wir dies auch anderen Menschen erlauben.

Nicht wenige machen sich ihr Leben allzu schwer, indem sie sich nicht erlauben, wirklich ihre Lebensbedürfnisse kennen zu lernen und neigen eher dazu, von ihrem wahren Leben nur zu träumen. Sie verleugnen weitgehend ihre Talente und Begabungen, ihr einzigartiges Potenzial. Sich selbst anzuerkennen oder zu lieben empfinden sie gar als anmaßend. So warten manche vielleicht ein Leben lang darauf, dass ein anderer ihnen zum Lebensglück verhilft. Und die Erfahrung, im Leben zu kurz gekommen zu sein, lässt sie schließlich andere für ihr Unglück verantwortlich machen. Auch durch psychosomatische Krankheiten werden nicht selten andere in die Pflicht genommen. Damit aber gibt ein Mensch sein Leben in fremde Hände - und aus Liebe wird Mitleid.

Beschränkungen im eigenen Leben resultieren nicht zuletzt aus einer eingeschränkten Sichtweise. Wir haben gelernt, was wir über das Leben denken und wie wir es zu sehen haben. Und so, wie wir das Berufs-Leben zu sehen gelernt haben, so ist es dann auch! Das Leben in bestimmter Weise zu sehen, ist allerdings weniger ein rationaler, als vielmehr ein persönlich ungemein emotionaler Entwicklungsprozess.3 Unser Füllhorn, unser einzigartiges Potenzial, ist kein genetisches Programm, das sich wie von selbst in unser Leben ergießt. Es entwickelt sich vor allem in unseren emotionalen und sozialen Kontakten und Erfahrungen mit anderen Menschen. Interesse, Kreativität, Spontaneität, Anstrengung, Klarheit, Entscheidungen und vor allem Gefühlstiefe und Herzenswärme sind es, die unser Potenzial Wirklichkeit werden lassen. Letztlich sind es eher persönliche emotionale Blockaden, als bloße äußere Umstände, die die Fortuna-Energie blockieren. So versagen wir uns nicht selten selbst unsere Anerkennung und geizen mit den Gaben in unserem Füllhorn. Dennoch: Etwas tief im Herzen ruft nach Erfüllung und bewegt einen dazu, nach seelischer Balance und nach neuen Richtungen auf seiner Lebens-Weltkugel zu suchen. Etwas rebelliert gegen das, was als fremd im eigenen Leben empfunden wird, und will letztlich das Wertvolle wieder zurückgewinnen.

Unbestimmte Gefühlslagen

Nicht selten melden sich persönliche Schieflagen oder drohende Balancestörungen auf der Lebens-Weltkugel vorweg schon als „unbestimmte Gefühle" und auch als ein Grundgefühl von Traurigkeit. Wie aus heiterem Himmel steigt bei nicht wenigen in unterschiedlichen Lebensphasen, vor allem im vierzigsten Lebensjahr, der Gedanke hoch, eigentlich doch ganz anders zu sein, als man von anderen angesehen wird - oder wie man alltäglich lebt, liebt und arbeitet.4

Dieses unbestimmte Gefühl kann Gedanken auslösen, wie:

  • Ist das Leben, das ich führe, wirklich das Leben, das ich mir wünsche? Was für ein Berufs-Leben lebe ich überhaupt? Komme ich hier überhaupt zu mir selbst? Ist mein Beruf mit meinem Lebenssinn, mein berufliches mit meinem privaten Leben im Einklang?
  • Was ist meine Berufung? Gibt es vielleicht noch eine andere Aufgabe in meinem Leben?
  • Was würde geschehen, wenn sich in meiner beruflichen oder privaten Lebenssituation Grundlegendes verändert?
  • Wie kann ich mehr der/die sein, der/die ich wirklich bin? War das schon alles und soll es so, wie ich heute lebe und arbeite, die nächsten Jahre weitergehen?
  • Was wird sein, wenn ich älter bin?

Auch viele Menschen, die meine Beratungspraxis aufsuchen, bewegen nicht zuletzt solche Gedanken. Wer sich diese Fragen stellt, stellt sich der Grundfrage nach dem Wertvollen in seinem Leben. Aber nicht wenige haben sich umgeben mit einer Mauer des Nichtmöglichen. Als Graffiti ist darauf gesprüht: „Irgendwie muss ich ja meinen Lebensunterhalt verdienen" und/oder „In der heutigen Zeit habe ich doch keine Wahl". Sie, die „Das Fortuna-Prinzip" in die Hand genommen haben, gehören wohl zu denen, die wissen, dass man mehr vom Leben erwarten kann - und Sie haben recht, sich über eine solche Schmiererei auf den Mauern zu ärgern! Antoine de Saint-Exupery bringt es noch etwas direkter zum Ausdruck: „Halte nichts von einem Menschen, der nur für seinen Lebensunterhalt arbeitet und nicht für die Ewigkeit."

Natürlich ist auch diesen Menschen Achtung entgegenzubringen, die glauben, nicht anders handeln zu können, und aus ihrer beruflichen und privaten „Tretmühle" nicht herauskommen. Es ist deren eigene Entscheidung, und Erfüllung ist auf vielen Entwicklungsniveaus und in verschiedensten Lebensweisen erfahrbar. Wer jedoch mehr will oder sich unerfüllt fühlt und sich ständig mit Gedanken quält, anders leben und arbeiten zu wollen, sollte seine Bedürfnisse ernst nehmen. Erst dann nimmt er auch die Verantwortung für sein Leben wahr. Denn so ist es nun einmal: Unser Schicksal ist unser Leben - und unser Leben unser Schicksal. Jeder Mensch trägt in sich sein einzigartiges Potenzial der Seinserfüllung. Jeder hat in sich eine Vielzahl an Erfüllung-Schecks, die durch seine Talente und Begabungen gedeckt sind. Worauf es ankommt: sie im Leben einzulösen! So ist persönliche Entwicklung nichts Vorgegebenes, sondern eine LebensChance, die ergriffen werden will! Anlage und Umwelt allein können die Einzigartigkeit eines Menschen nicht erklären, schon gar nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens. Leben bedeutet sich entwickeln, sich entfalten und das Wertvolle, was in jedem Menschen nach Erfüllung strebt, in die Welt zu bringen. Unsere Persönlichkeit ist nichts Statisches, sondern ändert sich mit unseren Lebenserfahrungen und unserer Selbsterkenntnis. Je mehr wir unseren Selbstwert erkennen, um so mehr Erfüllung können wir in unserem Leben erfahren. So sieht dies auch der Vater der Humanistischen Psychologie Abraham A. Maslow: „Letztlich muss der Mensch für sich selbst entscheiden. Niemand kann für ihn zu oft entscheiden, weil ihn das schwächen, sein Selbstvertrauen beschneiden und seine Fähigkeit verwirren würde, seine eigene innere Freude an der Erfahrung wahrzunehmen - seine eigenen Impulse, Urteile und Gefühle - und sie dann von den verinnerlichten Kriterien der anderen zu unterscheiden."5

Sein persönliches wie berufliches Leben erfüllt zu erleben, verlangt eigene, authentische Antworten. Ich weiß, dass diese nicht leicht zu finden sind. Doch warum sollte es simpel sein? Geht es doch hier um wahre WertArbeit! Auch das Schleifen von Diamanten ist mühsam und wirbelt viel Staub auf. Aber erst so gewinnen Diamanten ihren Glanz. Wie sollten wir also ohne unsere „Schleifarbeiten" - also unsere wertvolle Arbeit an uns selbst - unseren Selbstwert erstrahlen lassen und uns weiterentwickeln.

Bevor Sie damit beginnen, mit dem Fortuna-Prinzip Ihr Berufs-Leben erfüllter zu gestalten, ist es gut zu wissen, aus welchem Blickwinkel Sie bisher Ihren Beruf und Ihr Leben an-sehen. Was denken Sie eigentlich darüber, durch welche „Brille" schauen Sie? Erlauben Sie sich im Folgenden einen Blick über Ihre alltäglichen Berufs- und Lebensfragen hinaus und betrachten Sie die Beschaffenheit der Brille, die jeder in unserer Berufskultur in verschiedenen Ausfertigungen verpasst bekommt. Denn unser Selbstwert hängt eng mit den Werten und dem Menschenbild unserer Berufskultur zusammen. Wir sind bei aller Weiterentwicklung dennoch immer noch Berufsmenschen. Aber unsere gegenwärtige kulturelle Orientierungskrise eröffnet neue Perspektiven. Bevor ich hierzu Anregungen gebe, nachfolgend zu den Begriffs-Brillen „Arbeit und Beruf".

Unsere Begriffs-Brillen: Das Berufs-Leben mit neuen Augen sehen

„Positive Veränderungen erfolgen nicht durch irgendwelche äußeren Dinge, sondern nur von innen her durch konstruktive, korrekte, der Wirklichkeit entsprechende innere Einstellungen oder Sichtweisen.“
XIV. Dalai Lama

Wir lernen von Kindheit an, die Welt durch eine Brille von Begriffen zu sehen beziehungsweise zu be-greifen. Solche Brillen sind Gedankenbilder von der Welt und den Menschen, die wir im Verlauf unseres Lebens zeichnen. Wir nehmen uns selbst (Selbstbild) und unsere Mit- und Umwelt (Weltbild) durch diese Brillen wahr. Andere schauen uns durch ihre Brillen an (Fremdbilder). Unser Glück im Leben wie unsere leidvollen Erfahrungen hängen eng mit unserer Denk- und Sichtweise zusammen. Dabei bilden sich unsere Bewertungen beziehungsweise Wertschätzungen heraus. So haben wir auch eine spezielle Einstellung oder Brille für Arbeit und Beruf entwickelt. Wir haben eben gelernt, wie wir darüber denken sollen. Und das, was wir denken, wollen wir auch sehen.

Im Laufe unserer Lebenserfahrungen modifizieren wir mit zunehmendem (Selbst-) Bewusstsein solche Gedanken- und Handlungsmuster. Wir stellen quasi unsere Wahrnehmungsweise und unsere Sehschärfe im Laufe unserer Erziehung und Erfahrungen ein. Je mehr wir in uns selbst sind, um so klarer können wir die äußeren Bedingungen wahrnehmen und auch Trugbilder (Vor-Spiegelungen) erkennen und diese in uns korrigieren. Solange wir uns der Deutungen und Begriffe, mit denen wir die Arbeits-Welt sehen, nicht bewusst sind, können auch hier Fremdbilder, die nicht in unseren Lebenswünschen und -aufgaben wurzeln, unser Leben weitgehend bestimmen. Mit den folgenden Begriffs-Klärungen können beherrschende Gedanken und eventuelle Unschärfen oder gar Blendungen in der jeweiligen Begriffs-Brille erkannt werden. Um klarer sehen zu können, reicht es möglicherweise nicht aus, nur die Gläser zu reinigen, sondern wir brauchen vielleicht eine neue Brille, eine neue Sicht- und Handlungsweise.

Haben wir uns klar gemacht, was unser Denken und Handeln im BerufsLeben bestimmt, haben wir es also in seiner wahren Bedeutung begriffen, können wir uns von fremdbestimmten Gedanken und Sichtweisen lösen. Damit schaffen wir einen Freiraum für das für uns Wertvolle und können unseren eigenen Berufs- und Lebensweg korrigieren oder kreieren. Wir machen damit den Weg für unsere Fortuna-Energie frei. Es geht also im Folgenden um nicht weniger, als die Berufs-Welt einmal aus einer anderen, vielleicht neuen Perspektive kennen und sehen zu lernen! Denn wie ich mein Berufs-Leben bewerte und gestalte, hängt eng von meiner Sichtweise ab.

Arbeit und Beruf sind spezielle „Begriffs-Brillen"

Jeder verwendet die Begriffe Arbeit und Beruf und dies mit unterschiedlichen Gefühlen, Bildern und Einstellungen. Sie sind Alltagsbegriffe und jedem vertraut. Wie weit die Begriffe Arbeit und Beruf heute zur Orientierung für ein erfülltes Berufs-Leben dienen können, hängt davon ab, welchen Stellenwert Arbeit und Beruf in unserer Gesellschaft und für uns persönlich überhaupt haben beziehungsweise haben können.

► Wie steht es mit Ihnen? Welche Bedeutung haben Arbeit und Beruf für Sie?

Versuchen Sie zunächst, sich selbst Ihr Verständnis von Arbeit und Beruf bewusster zu machen. Was bedeutet es für Sie: arbeiten beziehungsweise Ihren Beruf auszuüben? Auch dann, wenn Sie derzeit auf Arbeitssuche sein sollten oder den Haushalt managen, versuchen Sie einmal, diese Frage zu beantworten. Vielleicht können Sie in diesem Buch gar eine neue Sicht auf das finden, was Sie tun oder was Sie sich vorstellen. Notieren Sie einfach das, was Ihnen hierzu spontan einfällt auf einen Zettel. Vergleichen Sie nach diesem Kapitel Ihre Notizen mit dem hier Gelesenen.

Arbeit und Beruf - Was bedeuten diese Begriffe wirklich?

„... und darum lebt ein glühender Hass in den Menschen der Berufe. Sie alle haben in ihrem Herzen ein Etwas wie ein Tier, das eine Fessel festhält, das sich aufbäumt und das doch nicht los kann...“
Südsee-Häuptling Tuiavii aus Tiavea (Samoa)4

Was bedeutet: Arbeit?

Bei der Suche nach einer Erklärung des Arbeitsbegriffes trifft man auf eine nicht mehr überschaubare Menge an Literatur. Es ist ein wahrer Dschungel an Begriffen und Bedeutungen. Daher habe ich versucht, die Essenz hier zur Orientierung und Klärung darzustellen.6

Beruf ist eine spezifische Form von Arbeit, daher betrachten wir zunächst den grundlegenden Begriff Arbeit, der unsere Gesellschaft als Arbeitsgesellschaft charakterisiert.

Arbeit ist, ob in körperlicher oder geistiger Form, die einzige Kraftquelle der Menschheit bei ihrer Auseinandersetzung mit der Natur. Es ist eine zweckgerichtete, fortwährende Tätigkeit. Während wir arbeiten, wirken wir nicht nur auf das ein, was wir bearbeiten, sondern wir verändern uns auch selbst. Unser Leben wird hierdurch „geformt". Wenn wir arbeiten, setzen wir unsere körperlichen und geistigen Kräfte, unsere Lebensenergie ein, um Aufgaben unseres Lebens, seien diese materieller oder geistiger Art, zu lösen. Wir geben also Lebensenergien durch unsere Arbeit hin, um unser Leben und unsere Umwelt zu gestalten und unser Leben zu erhalten. Und dies beschränkt sich nicht allein auf den Bereich der Erwerbsarbeit.

In welcher Form Arbeit sich vollzieht und welche Bedeutung diese in einer Gesellschaft konkret hat, unterliegt im Laufe der sozialhistorischen Entwicklung Wandlungen. So befinden wir uns seit Jahren schon in einem tiefgreifenden Umbruch unserer Arbeitsgesellschaft. Ihrem Wesen nach blieb Arbeit noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts weitgehend unverändert. Die Menschen waren vor allem Bauern, Handwerker oder Krieger (und auch „Schreiberlinge" und Verwalter), und ihre Arbeitsmittel und -methoden blieben im Wesentlichen gleich. Dies änderte sich fundamental erst durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Durch technische Arbeitsmittel (Maschinen), neue Werkstoffe (Kunststoff) und Energieformen (Elektrizität, Öl) wurde nicht nur die Welt der Arbeit, sondern auch die gesamte Lebensweise umgewälzt. Dies war eine regelrechte kulturelle Transformation der traditionellen Lebenszusammenhänge. Die zunehmende Arbeitsteilung, das heißt Aufspaltung eines Arbeitsprozesses in viele Teilverrichtungen, und die Technisierung bewirkte bei dem größten Teil der „industriealisierten" Menschen eine Entfremdung von ihrer Arbeit, einen Sinnverlust. Da ging Wertvolles verloren!

Was Arbeit konkret für den Einzelnen und die Gesellschaft bedeutet, unterliegt den jeweils historisch-sozialen Bedingungen sowie anthropologischen, philosophischen, theologischen und (wirtschafts-) politischen Interpretationen. Die Deutungen von Arbeit reichen von „Arbeit als Fluch", da sich Gott wegen des „Sündenfalls" an den Menschen rächen wolle, bis hin zu „Arbeit als Segen", als Ausdruck göttlicher Barmherzigkeit und Mittel, sich auf Erden gute Voraussetzungen für den Himmel zu verschaffen. Die körperliche Arbeit wurde zunächst geringer als die geistige Arbeit geschätzt. Arbeit wurde in den westlichen, demokratisch orientierten Industrienationen zur Quelle von materiellem Fortschritt und Reichtum erklärt, den jeder sich schaffen könne - wenn er sich nur genügend anstrenge. Wer kennt nicht das Bild vom „Tellerwäscher zum Millionär", wofür es ja durchaus Beispiele gibt. Unser heutiges Verständnis von Arbeit speist sich aus all diesen unterschiedlichen und auch widersprüchlichen Bedeutungsgehalten, die im Laufe der Jahrhunderte der Arbeitsbegriff erfahren hat.

Die Dimensionen der Arbeit

Es fällt wirklich nicht leicht, sich selbst einen Begriff von Arbeit zu machen. Denn hier haben sich viele Bedeutungsgehalte, Meinungen und Erfahrungen kaum unterscheidbar vermischt. Ich versuche nachfolgend, dieses Begriffsknäuel etwas zu entwirren, um Ihnen ein Werkzeug für Ihre Begriffsklärung zu bieten. Hilfreich ist es, zwischen folgenden vier Dimensionen von Arbeit zu unterscheiden:

1. materielle Dimension,

2. psychisch, soziale Dimension,

3. gesellschaftlich, kulturelle Dimension,

4. geistig, spirituelle Dimension.

1. Die materielle Dimension von Arbeit

Diese Dimension ist uns wohl allen recht vertraut. Der größte Teil von uns muss seine Arbeitskraft verkaufen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Art der Arbeit ist die „Erwerbsarbeit", die in unserer Gesellschaft überwiegend in Betrieben erfolgt. Erwerbsarbeit kann in Form einer selbstständigen Arbeit oder in einem abhängigen Arbeitsverhältnis erfolgen, also durch den Verkauf der Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt. Haus-Arbeit und Eigen-Arbeit (z.B. im Garten, Hobbykeller) sind ebenfalls Formen von Arbeit, die jedoch gesellschaftlich (noch nicht) so anerkannt und entgolten werden wie die Erwerbsarbeit.

2. Die psychische und soziale Dimension von Arbeit

Durch Arbeit im Sinne einer bewussten und zweckmäßigen Tätigkeit, haben wir jedoch über das Verdienen unseres Lebensunterhaltes hinaus ein Mittel zur Verfügung, um uns persönlich auszudrücken, um unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten im Austausch mit unserer Um- und Mitwelt sowie mit uns selbst zu entwickeln. Gleichzeitig sind wir durch unsere Arbeit in die Gesellschaft sozial integriert und können einen Dienst für die Gemeinschaft leisten; denn Arbeit findet immer in Beziehungen statt, bezieht sich immer auf andere (ob dies im unmittelbaren zwischenmenschlichen Kontakt oder vermittelt über Technik geschieht).

Sigmund Freud beschrieb vor über 60 Jahren die psychische Funktion von Arbeit in seiner eigenen Sprache wie folgt: „Keine andere Technik der Lebensführung bindet den Einzelnen so fest an die Realität als die Betonung der Arbeit, die ihn wenigstens in ein Stück der Realität, in die menschliche Gemeinschaft sicher einfügt... Die Möglichkeit, ein starkes Ausmaß libi-dinöser Komponenten, narzisstische, aggressive und selbst erotische, auf die Berufsarbeit und auf die mit ihr verknüpften menschlichen Beziehungen zu verschieben, verleiht ihr einen Wert, der hinter ihrer Unerlässlichkeit zur Behauptung und Rechtfertigung der Existenz in der Gesellschaft nicht zurücksteht." 7

Durch die Auseinandersetzung mit konkreten Aufgaben in der Arbeitswelt können die eigenen Vorstellungen über die Wirklichkeit (Weltbild) und wie wir uns selbst sehen (Selbstbild) überprüft und weiterentwickelt werden. Diese sozialen und psychischen Funktionen heben die Arbeit aus der rein materiellen Daseinsvorsorge heraus. In Phasen ohne Arbeit fehlt also nicht nur das Geld, sondern auch die Anteilnahme am sozialen Leben und die persönliche Kompetenzentwicklung.

3. Die (arbeits-)gesellschaftliche Dimension

In unserer Arbeitsgesellschaft wird „die Arbeit" über alles gestellt und der Wert des Einzelnen weitgehend von seiner Arbeitsstellung abhängig gemacht. So kann schon die Vorstellung, seine Arbeit zu verlieren, noch während man seine Arbeit hat, Angst machen. Mit dem Begriff Arbeit verbindet sich also ein bestimmtes Bild oder Konzept, wie Menschen in der Gesellschaft zu sein und zu leben haben. In unserer Gesellschaft gelten eine berufliche Karriere, die Erfüllung vorgegebener Arbeitsaufgaben, ein regelmäßiges Einkommen und ein geregeltes Familienleben als Tugenden eines guten Bürgers. Unser Ansehen als Mensch hing und hängt weitgehend von unserem beruflichen Erfolg ab. Dieses Ansehen wiederum stärkt unser Selbstwertgefühl und hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Erfolg in der Arbeit gilt gleichsam als Symbol für eine gelungene Selbstverwirklichung, ja, für ein erfülltes Leben. Probleme in oder mit der Arbeit wirken sich auch auf den privaten Lebensbereich nachteilig aus.

Unsere Identität wird in der Arbeitsgesellschaft eng mit unserer Arbeit verbunden. Wir können uns dem Verständnis anderer sicher sein, wenn wir „Stress" haben - und „Burnout" scheint fast heldenhaft. Nach wie vor und trotz des größeren Anteils berufstätiger Frauen, ist dieses soziale Bild von Arbeit vor allem mit dem Mann verbunden. Dies spiegelt sich auch in den Gehaltslisten wider, die zeigen, dass Frauen immer noch durchschnittlich weniger verdienen als Männer. Männer beziehen ihr Selbstwertgefühl in besonderer Weise aus ihrer Arbeit: „Mann ist, was mann tut". Der berufliche Erfolg, nicht Erfüllung, prägt wesentlich das Selbstkonzept des Mannes.

Doch auch ein nicht geringer Anteil von Frauen trägt durch ihre Erwartungshaltungen zum Bestand dieses Bildes vom erfolgreichen berufstätigen unermüdlichen Mann bei. Sie messen den Mann an seiner Arbeit und seiner Stellung im Beruf. Die Rolle des Mannes wird nach wie vor durch seine Verantwortung als Ehemann und Vater, der hauptsächlich für den Unterhalt der Familie sorgen soll, definiert. Hier liegt noch ein weites Feld an „Beziehungs-Arbeit" vor uns. Dabei wird es nicht zuletzt um den Druck der alleinigen Versorgerrolle des Mannes gehen, die auch in meiner Beratungspraxis immer wieder Thema ist. Auch hier haben Männer und Frauen noch einiges an Verständigungsarbeit vor sich (vgl. hierzu auch das Kapitel „Das FortunaPrinzip leben...", S. 103ff.).

„Erfolg" im Leben ist in unserer Arbeitsgesellschaft primär in materieller Hinsicht definiert. Es geht vor allem um den greifbaren, außen sichtbaren Erfolg. Nur was man anderen zeigen kann, zählt. So verhält es sich weitgehend selbst auch bei „wohltätigen" Handlungen. Es sind nur wenige, die im Stillen einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten und keinen Imagegewinn oder einen steuerlichen Vorteil dadurch erwarten. Der erfolgreiche Umgang mit sich selbst und die innere Entwicklung scheinen kaum einen Wert an sich zu besitzen. Wo findet hier die „deutsche Wertarbeit" statt? Bei allem was wir tun, bei allen unseren beruflichen wie privaten Entscheidungen, meldet sich eine Entscheidungsinstanz namens Vernunft. Betrachtet man jedoch genauer, was vernünftig und unvernünftig ist, richtet sich dies primär an dem aus, was materielle Sicherheit und Erfolg verspricht. Und unsere Mitmenschen passen gut mit auf, dass wir nicht unvernünftig werden. Im nächsten Kapitel werde ich das Thema „Vernunft" in etwas anderer Form nochmals aufgreifen.

4. Die geistige, spirituelle Dimension von Arbeit

Die „vierte Dimension" von Arbeit ist im wahrsten Sinne des Wortes die wesentliche; die Dimension, bei dem das Wertvolle in den Blick kommt. Hier ist das Feld, in dem der Einzelne seiner Arbeit Sinn gibt und sein eigenes Lebenskonzept entwickelt. Hier hat er die Freiheit, sich seinem eigenen Wesen, seiner Lebensaufgabe zu nähern und diese tätig zu verwirklichen. Arbeit ist hier als Aspekt einer umfassenderen, höheren Wirklichkeit zu verstehen. Hierzu mehr in den nächsten Kapiteln.

Hinter dem Wort Arbeit steckt also ein Universum an Bedeutungen, Arbeitsformen und gesellschaftlichen Vorgaben. Es ist kein Wunder, dass uns die Antwort auf die Frage, was Arbeit bedeutet, häufig verwirrt - und man das Wesentliche, ja, das für einen Wertvolle schnell ausblendet. Die Begriffsklärung mit Hilfe der vier Dimensionen soll Ihnen dazu dienen, besser zu verstehen, durch welche Begriffs-Brille Sie bisher Arbeit sehen. Versuchen Sie vor diesem Hintergrund einmal Fragen, wie die folgenden zu beantworten:

  • Welchen Stellenwert soll Arbeit in meinem Leben haben?
  • Was kann ich durch Arbeit erreichen?
  • Was bedeutet für mich wirklich eine erfolgreiche Arbeit?

Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um einige Stichworte in Ihr Erfüllungs-Scheckbuch zu notieren: Was bedeutet für Sie eine „erfüllte Arbeit"? Welche Arbeit, ob im beruflichen oder privaten Leben, erfüllt Sie mit Lebensfreude?

Was sind Berufe?

„Jeder Papalagi hat einen Beruf. Es ist schwer zu sagen, was dies ist. Es ist etwas, wozu man viel Lust haben sollte, aber zumeist wenig Lust hat... Er lebt in Wirrnis durch seinen Beruf. Er will dies zwar nie wissen, und sicherlich, so er mich dies alles reden hörte, möchte er mich als den Narren erklären...“.
Südsee-Häuptling Tuiavii aus Tiavea

Mit dem Berufsbegriff hat der Arbeitssinn eine spezifische Form gefunden. Wie wurden wir zu Berufsmenschen, wie ist unsere Berufsmentalität entstanden? Schaffen wir im Folgenden auch hier mehr Licht in unsere Begriffswelt:

Mit dem Begriff Beruf geht es uns nicht anders als mit dem Arbeitsbegriff. Was macht den Begriff Beruf so bedeutsam für unser Leben? Warum sprechen wir nicht nur von Arbeit? Die Antwort liegt in der spezifisch deutschen Bedeutungsgeschichte des Berufsbegriffs.

Arbeit erfolgt als Beruf, in beruflich organisierter Form. Berufe sind in unserer Gesellschaft die vorherrschende Form von Arbeit (neben Eigen- und Hausarbeit). Doch sind Berufe nicht nur eine Ansammlung von Arbeitsqualifikationen. Was den Berufsbegriff so bedeutsam macht, ist, dass sich mit der Entstehung des Wortes „Beruf" eine ganz bestimmte Denk- und Lebensweise, ja auch Gefühlslage verbindet. Wir sind zu „Berufsmenschen" erzogen worden. Welche psychologischen, geistigen Kräfte haben zu unserer heutigen „Berufskultur" geführt? Offensichtlich wirken diese Kräfte immer noch in unseren Köpfen und Herzen. Grund genug dies zu klären!

Wie es zu Berufen kam - die Transformation der Lebensverhältnisse

Berufe, wie wir sie heute kennen, sind nichts Natürliches und schon gar nicht selbstverständlich. Berufe sind gesellschaftlich gestaltet und das spezifische Ergebnis unserer kulturhistorischen Entwicklung. Die Industriealisierung setzte einen radikalen Bruch der ganzheitlichen, traditionellen Lebensverhältnisse unserer Vorfahren voraus. Deren Leben war noch verbunden mit den natürlichen Rhythmen des Lebens und der Natur sowie in übergreifende Sinnzusammenhänge eingebunden. Doch die fabrikmäßige Organisation der Arbeit, mit ihrer Zersplitterung von ganzheitlichen Arbeitsprozessen (wie im Handwerk oder in der Landwirtschaft), erforderte nicht zuletzt einen neuen Menschentyp. Dieser neue Mensch musste bereit sein, die rationalisierte Arbeit freiwillig zu verrichten und auch die geforderte Arbeitsdisziplin einzuhalten. Zuerst mussten daher die traditionellen Normen, Zeitvorstellungen und das Arbeitsverhalten sowie die feudalen Strukturen vorindustrieller Zeit überwunden werden. Die Grundlagen für den materialistisch orientierten Menschen wurden durch die Durchsetzung einer zweckrational bestimmten Lebensweise gelegt.

Das Leid, das unseren Vorfahren bei dieser „Entzauberung" ihrer Lebenswelt widerfahren ist, belegen eine Vielzahl an historischen Berichten und Analysen.8 Es war alles andere als ein bloßer Anpassungsprozess der damaligen Menschen an eine neue Art zu arbeiten und zu leben. Man kann diesen Prozess, vor allem in den Kindertagen unseres Wirtschaftssystems, nur als brutalen Zwang, als Gewalttätigkeit, als umfassende Enteignung bezeichnen. Erst viel später erfolgten weichere Maßnahmen, sprich Erziehung, um Menschen für diese Arbeits- und Lebensform zu motivieren. In der Hinführung Jugendlicher zu ihrem Beruf herrschte noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine menschenwirtschaftliche Orientierung vor.9

Dieser allumfassende, die gesamten Lebensverhältnisse durchdringende Transformationsprozess brachte eine neue Organisationsform von Arbeit und des gesamten gesellschaftlichen Lebens hervor. Von zentraler Bedeutung war die Schaffung eines formal freien Arbeitsmarktes und die Umdeutung des Arbeitsbegriffes in den Berufsbegriff. Im Verlauf dieser Entwicklung lösten sich die wirtschaftlichen Abläufe immer mehr vom gesellschaftlichen Zusammenleben beziehungsweise den sozialen Beziehungen. Die Ökonomie/ Wirtschaft wurde zum Selbstzweck -und schließlich verselbständigte sich auch die Berufsarbeit, wurde auf ihren materiellen Erfolg reduziert. War in früheren Zeiten die Wirtschaftsordnung lediglich eine Funktion der Gesellschaftsordnung, die in die Abläufe der Natur eingebettet und orientiert an einem „guten Leben" war, so wurde dieses Lebensprinzip im Laufe der „rationalen" Entwicklung der westlichen, industriealisierten Wirtschaftsgesellschaft auf den Kopf gestellt: An die Stelle von arbeiten um zu leben, trat das Funktionsprinzip leben um zu arbeiten. Hier war für ein erfülltes Leben kaum mehr Raum. Vor allem in Deutschland bildete sich ein neuer Typ von Mensch heraus: der „Berufsmensch". Denn in kaum einer anderen Gesellschaft spielten, bei allem physisch und psychisch angewendeten Zwang, religiöse Begründungen und die Erziehung zum „industrieösen Menschen" eine so bedeutende Rolle bei der Durchsetzung der Wirtschaftsund Arbeitsgesellschaft wie in Deutschland. Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt ist die Berufsidee. Und hierbei handelt es sich um ein spezifisch deutsches kulturelles Erbe.

Von der Berufsidee zum Berufsmenschen

Was die westliche Industriegesellschaft erst zur Kultur machte, waren nicht die neuen technischen, ökonomischen Produktionsverfahren und Arbeitsweisen, sondern ein fundamentaler Prozess der Zivilisierung durch den Beruf. Denn erst das gesellschaftliche Leitbild, die Idee des Berufs, gab dem Einzelnen nach dem Verlust seiner traditionellen und natürlichen Sinnzusammenhänge eine Begründung dafür, warum er eine Arbeit in industriealisierter Form leisten und seine Lebensweise ändern sollte. Zugleich gab die Idee des Berufs dem aufsteigenden Unternehmertum ein gutes Gewissen, traditionelle Arbeits- und Lebensweisen im ökonomischen Interesse zu verändern. Vernünftig wurde so gleichgesetzt mit ökonomisch sinnvoll.

Handwerker, Bauern, Verwalter, Kaufleute, Krieger und andere „Berufe" existieren fast schon seit Menschengedenken (und das älteste Gewerbe der Welt kennt ja jeder). So sind vor allem die zunftmäßigen Handwerksberufe auch die Vorformen unserer heutigen Berufe. Doch der Berufsbegriff in seiner heutigen Bedeutung ist erst ein Produkt der jüngeren historischen Entwicklung. Das deutsche Wort Beruf taucht zuerst in der lutherischen Bibelübersetzung im 16. Jahrhundert auf. Es leitet sich aus der Idee der Berufung in der Gedankenwelt der „Protestantischen Ethik" ab (Max Weber).10 Arbeit wurde als Ruf, als Be-rufung Gottes an den Einzelnen gedeutet. Die Erfüllung einer gottgewollten Pflicht wurde damit nicht nur im Klosterleben, sondern auch in der weltlichen Arbeitstätigkeit gesehen. Jeder sollte an dem ihm zugewiesenen Platz Gottes Ruhm mehren. Die Bedeutung des Berufsbegriffs als Leitbild für die Lebensgestaltung wurde erstmals erzeugt! Es ist die Geburtsstunde des bis dahin für die Menschen nicht selbstverständlichen Gedankens einer Berufs-Pflicht. Diese soll der Einzelne gegenüber seiner Berufsaufgabe, wo und wie diese sich ihm auch immer stellen mag, empfinden.

Da allerdings ausschließlich Gott entscheide, wer „auserwählt" sei, so die Deutung von Calvin, der einen starken Einfluss auf die damalige Gedankenwelt hatte, war die wesentliche Frage für die sich entwickelnden Berufsmenschen: Bin ich auserwählt? Sicherheit in seinem Glauben konnte der Berufsmensch jedoch erst über seine Berufsarbeit erfahren und erhalten. Die Vorstellung ein „Werkzeug Gottes" zu sein, breitete sich über die Klostermauern hinaus aus und die Berufs-Welt wurde geschaffen. Die systematische, strenge Lebensführung, wie sie das Klosterleben erforderte, bekam ein weltliches, modifiziertes Pendant. Werte wie die, keine Zeit zu vergeuden, sparsam zu sein, oder einer geregelten Arbeit nachzugehen, wurden nach und nach für immer mehr Menschen auch zur „Überzeugung". Der Beruf rückte immer mehr ins Lebenszentrum. Eine rastlose Berufsarbeit und zweckrationale Lebens-Zeitgestaltung wurden zu Leitbildern der modernen Gesellschaft.

Von der Berufsidee zur Berufspflicht

Die „berufszentrierte" Lebensweise konnte sich durchsetzen, da sie von immer mehr Menschen übernommen wurde beziehungsweise werden musste und für die zunehmend sich erfolgreich durchsetzende Industriealisierung mit entscheidend war. Die Berufsidee gab dem Unternehmer ein „pharisäisch gutes Gewissen" (Max Weber) beim Gelderwerb und dem Arbeitnehmer Gründe für ein diszipliniertes Arbeitsleben. Doch dieses religiös motivierte, „abgesegnete" Streben nach Geld und beruflichem Erfolg verselbständigte sich in der weiteren Entwicklung und degenerierte zur bloßen Pflicht. Die Berufsidee entwickelte sich zur dauernden, rastlosen und unentrinnbaren Berufspflicht. Das Berufsmenschentum bildete sich heraus.

Das herausragende Charakteristikum der Berufspflicht ist, dass nicht mehr der äußere Zwang die treibende Kraft ist, sondern die innere Selbstverpflichtung. Doch dieser ursprünglich mit dem Lebenssinn begründeten Pflicht ist das eigentliche Ziel abhanden gekommen. Beruf wurde zu einem bloßen Disziplinierungsinstrument für das Leben der meisten Menschen. Materielle Erfolgserlebnisse wurden zunehmend zum Anreiz und Trost für all die Berufsmühe, wo von Erfüllung nicht viel zu erfahren war. Dieser Transformationsprozess wandelte nicht nur die Innenwelt der Menschen um, sondern ebenso die Außenwelt, unsere natürliche und soziale Umwelt. Wir leben heute wieder in einer Wendezeit, in einer Metanoia unseres Berufs-Lebens (siehe Seite 39ff.).

Die Berufsidee - und was davon heute noch übrig geblieben ist

Im Laufe der arbeitsgesellschaftlichen Entwicklung wurden die Berufe von religiösen Begründungen und traditionellen Bedeutungen immer mehr entkleidet. Hier liegt auch das weit verbreitete Berufs-Gefühl begründet, zu glauben, immer etwas tun zu müssen und auch, dass die Muße und das Geistige eine geringe Wertschätzung in unserer Gesellschaft hat. Dieses „Gespenst" namens Berufspflicht wirkt wie ein Stachel. Ob dies nun ein schlechtes Gewissen ist, da wir gerade nichts tun oder uns ständig in der Berufsarbeit angetrieben fühlen. Dieser berufliche Antrieb ist aber auf eine weitgehend sinnentleerte Berufswelt gerichtet, in der Beruf wie folgt definiert ist: „Beruf soll jene Spezifizierung, Spezialisierung und Kombination von Leistungen einer Person heißen, welche für sie Grundlage einer kontinuierlichen Ver-sorgungs- und Erwerbschance ist."11 Nüchterner und „geistloser" kann es wohl nicht ausgedrückt werden.

„Beruf" wurde auf eine bloß rationale Arbeitsform zum Verdienen des Lebensunterhaltes zurückgebildet, die sich allein an technischen Aufgaben und ökonomischen Kriterien orientiert. Im Wesentlichen wird Beruf heute anhand von drei Faktoren bestimmt:

1. Die Funktion eines Berufs, das heißt die konkrete Arbeitsaufgabe und die Arbeitsmittel

2. Die berufliche Qualifikation (Fertigkeiten, Kenntnisse, Orientierungen, Verhaltensweisen)

3. Der berufliche Sozialstatus (Stellung im Beruf, soziale Anerkennung)

Diese Faktoren charakterisieren den „äußeren Beruf", wie ich ihn nenne. Hermann Hesse bringt die Folgen des „entseelten" Berufstums treffend zum Ausdruck: „Aber die meisten Berufe, und zwar gerade die ,höheren', spekulieren in ihrer jetzigen Organisation auf die egoistischen, feigen, bequemen Instinkte des Menschen. Er hat es leicht, wenn er den Herrn Vorgesetzten nachahmt; und er hat es unendlich schwer, wenn er Arbeit und Verantwortlichkeit sucht und liebt." 12

Das wahre Berufsproblem: der geteilte Beruf!

Bevor wir einen Blick auf unser gegenwärtiges Berufs-Leben und unsere Berufs-Kultur richten - und vor allem danach fragen, ob und was sich denn heute geändert beziehungsweise verbessert hat, ist eine Unterscheidung zwischen äußerem und inneren Beruf hilfreich.

Vor dem oben aufgezeigten Hintergrund wird verständlich, warum die Rationalisierung unserer beruflichen wie privaten Lebensverhältnisse die Fortuna-Energie weitgehend gehemmt und blockiert hat. Aber trotz alledem: Etwas tief in uns wehrt sich gegen die völlige Rationalisierung des Berufs-Lebens. Das wahre Berufsproblem besteht im Wesentlichen im „geteilten Beruf". Dieser wurde in einen äußeren und inneren Teil gespalten. Äußerer und innerer Beruf wirken gleichzeitig in uns, ziehen uns hin und her, bringen uns aus der Balance, und bisweilen verzweifeln wir an den Spannungen und dem Missklang von Beruf und Lebenssinn. Unser Herz droht gar zu zerreißen, und der „Kampf um Ganzheit" ist ein höchst emotionales Geschehen. Kein Wunder, dass man da einmal aus der (seelischen) Balance kommen kann und selbst nicht mehr weiß, wohin seine Lebens-Weltkugel rollt!

Der äußere Beruf dominiert nach wie vor als Leitbild in der Berufswahlvorbereitung der Schule, in der Beratung beim Arbeitsamt und auch in den Medien. Er richtet sich, bei allen zusätzlichen sozialen Qualifikationen, primär nach den technischen Erfordernissen und ökonomischen Kriterien unserer Wirtschafts- und Arbeitsgesellschaft. Seine Wirksamkeit beruht darin, dass die berufliche Form von Arbeit als die einzige Chance dargestellt wird, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nur derjenige wird sozial anerkannt, der einen Beruf und eine Arbeitsstelle hat. Mit Berufen verbinden sich „standardisierte Persönlichkeitsbilder", die den Berufstätigen in die soziale Berufs-Hierarchie einordnen.13 Unser heutiges BerufsAngebot setzt einerseits dem Einzelnen enge Grenzen. Andererseits bietet unsere Berufskultur jedoch demjenigen, der kreativ ist und damit seine eigene Schöpferkraft und seine Ideen mutig und entschlossen durchsetzen will, ein nie dagewesenes Verwirklichungsfeld. Voraussetzung ist, seinem inneren Beruf - seiner Be-rufung - zu folgen und die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Und hier wird das Fortuna-Prinzip wirksam.

Der innere Beruf hat unmittelbar mit uns selbst zu tun, mit der Entwicklung unseres eigenen Selbstwertes und dem darauf aufbauenden Lebensentwurf, dem eigenen Projekt: Leben. Unser innerer Beruf ist es, der das Wertvolle begründet und uns antreibt. Er ist das, was in unserem Herzen nach Erfüllung strebt, was für uns im Leben wirklich wichtig ist! Dieses äußert sich in unseren ganz eigenen Bedürfnissen, Interessen, Talenten und Fähigkeiten. Er speist unsere Sehnsüchte und weist auf unser einzigartiges Füllhorn für die Seinserfüllung hin. Zugleich verbindet er uns mit unseren Mitmenschen. Denn der Kernpunkt des inneren Berufes ist weder innen noch außen, sondern übersteigt unser individuelles Dasein, wo wir mit allem Lebendigen verbunden sind. Doch jeder ist in seiner ganz eigenen Weise, mit seiner Persönlichkeit berufen, sein ureigenes Lebens-Werk zu vollbringen. Jeder ist mit einer bestimmten Lebensaufgabe gekommen. Unser Beruf reduziert sich nicht auf die äußere Berufsarbeit. Unser wahrer Beruf ist es letztlich, der zu werden, der wir sind. Und ganz da sind wir, wenn wir uns auch in seelischer Balance befinden. Doch genau dies scheint in unserer Berufskultur bisher nicht so wertvoll zu sein.

Wo ist das „Seelische" im Berufs-Leben geblieben?

Mit der Herausbildung unserer Berufskultur wurden die materiellen Werte immer mehr gesteigert, doch das für den Einzelnen wirklich seelisch Wertvolle immer mehr aus dem Berufs-Leben ausgeblendet. Berufs-Leben und Seelen-Leben entwickelten sich immer weiter auseinander. Das Seelenleben der Berufstätigen kam in der Herausbildung industrieller, rationaler Lebensund Arbeitsverhältnisse, unter dem Diktat der „Vernunft" (alles ist planbar!), immer mehr aus dem Blickfeld der politischen und wirtschaftlichen Gestalter des „modernen" Lebens. Eine Psychotechnik, wie sie unter anderen der Oberingenieur Frederick W. Taylor (1856-1915) in seiner „Wissenschaftlichen Betriebsführung" entwickelte, reduzierte den Menschen auf ein mechanisches Wesen, für dessen Arbeitsleistung Vorsorge zu treffen ausreichte. Die Folgen blieben jedoch nicht aus. Immer mehr Menschen litten auch psychisch unter den Auswirkungen des „entseelten" Berufs-Lebens (Psychosomatik). Selbst die verstärkt seit den 1960er Jahren erkämpften und ausgehandelten Maßnahmen zur „Humanisierung der Arbeit" konzentrierten sich überwiegend auf technisch-arbeitsorganisatorische Verbesserungen. Zwar wurde die psychotechnische Sichtweise durch die Gewerkschaften kritisiert und „menschenwürdige Arbeitsbedingungen" eingefordert. Doch die Frage nach dem Sinn der Arbeit und vor allem die Bedeutung für das Seelenleben der Berufstätigen blieben auch hier weitgehend außen vor. So griffen diese durchaus notwendigen Bemühungen zu kurz. Sie wurden eben nicht vom „ganzen Menschen" her angegangen und richteten sich lediglich auf die materiellen Bedingungen für die Ausübung des äußeren Berufs. Trotz der damals in Gang gebrachten technischorganisatorischen Verbesserungen und der Gestaltungsversuche zur Steigerung des psychischen Wohlbefindens, ist jedoch im Grunde alles beim Alten geblieben! Die seelischen Belange der Berufstätigen und das Thema „Beruf und Lebenssinn in Einklang bringen" wurden und werden kaum thematisiert.

Vielleicht fragen Sie sich schon eine Weile, was denn überhaupt unter „Seele" zu verstehen ist? Vielleicht machen Sie sich einmal eine kurze Notiz über das, was Sie unter Seele und Seelen-Balance verstehen?! Wenn Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht haben - woran erinnern Sie sich? Aber vielleicht haben Sie solche Gedanken irgendwann sein lassen, weil sich nichts Konkretes zeigte oder haben das Thema mit Unterstützung Ihrer Umwelt schnell als Spinnerei erledigt. Oder haben Sie diese Frage rationalisiert und an „Seelsorger" oder „Seelenklempner" abgegeben, die mehr davon verstehen?

Wie auch immer - wenn Sie die Frage nach Ihrer Seele aus Ihrem Leben weitgehend ausgeschlossen haben sollten, hat das vorherrschende Vernunftmodell „ganze Arbeit" geleistet. Aber letztlich kann die Seele nicht wirklich durch eine (vermeintlich) rationale Entscheidung und einen „klaren Kopf" aus unserem Leben ausgeschlossen werden - und ich weiß, dass Sie das selbst wissen und immer wieder spüren. Gott sei Dank! In den folgenden Kapiteln biete ich Ihnen Anregungen, wie Sie Ihre seelische Balance auf Ihrer Lebens-Weltkugel aufrechterhalten beziehungsweise diese in Ihrem Sinne bewegen können. Hier eine grundsätzliche Anmerkung, was unter dem Begriff Seele verstanden werden kann:

Die Seele zu „be-greifen" oder gar zu „sehen" ist nicht möglich. Seit alters her gibt es eine Vielzahl an Definitionen und Ansichten darüber, was überhaupt unter „Seele" zu verstehen sei. „Seele" ist eine Metapher für das intuitive Verständnis des Menschen von sich selbst und seinem Verhältnis zur gesamten Welt; vor allem aber auch für das, was über das Weltliche hinausweist, hin zum Göttlichen, dem Transzendenten. So war die Seele seit je ein wichtiger Bezugspunkt des Denkens über den Menschen, seine Natur und die Welt.14

Seele meint die emotional-geistige Innenausstattung des Menschen, die, da sie nicht wissenschaftlich greifbar ist, unsere vorherrschende Denkweise beunruhigt. Damit aber verbindet sich mit der Seele etwas Lebendiges, was tief in uns darüber wacht, unser Leben zu leben, etwas, was uns über den Berufsalltag hinaus nicht in Ruhe lässt. Dieses Nicht-Fassbare äußert sich in vielfältigen Gefühlslagen - von manchmal unbegreiflichen Glücksgefühlen bis hin zu Krankheiten.

Mit der Seele sind unsere inneren Werte verbunden, die Werte unseres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens. Die Seele im Berufs-Leben ist also das Wertvolle, das es zurückzugewinnen gilt! Sonst sind all die persönlichen Probleme im Berufs-Leben nicht wirklich zu lösen.

Fazit: Der Berufsbegriff enthält Zündstoff!

Beruf bedeutet also wesentlich mehr als Arbeitsaufgaben gegen Entlohnung zu verrichten. Eigentlich weiß es doch jeder:

  • Eine berufliche Machtstellung ersetzt keine Identität.
  • Eine höher angesehene berufliche Stellung sagt über die Persönlichkeit des Stelleninhabers kaum etwas aus: Man kann beruflich und auch gesellschaftlich „höher gestellt" - und trotzdem eine „kleine" Persönlichkeit sein.
  • Unsere Berufstätigkeit kann zwar unseren Wohlstand mehren, doch echte Freundschaft und Liebe sind nicht käuflich.
  • Sicher können wir uns weder einer bestimmten Arbeitsstelle noch des Erfolgs eines Unternehmens sein.
  • Selbst die angehäuften materiellen Schätze sind nicht sicher - und mitnehmen kann nach dem Tod keiner etwas.

Das, was wir uns in unserem Leben wirklich verdienen können, ist das, was wir durch unseren Beruf selbst aus uns machen: unsere Persönlichkeit. Das ist der wahre Lohn unserer Arbeit - und die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen der wahre Luxus! Materieller Erfolg ist nicht selbstverständlich gleichbedeutend mit einem glücklichen, erfüllten Leben. Eines aber ist sicher: Unser Leben ist endlich. Wann es für einen endet, kann aber niemand mit Sicherheit sagen. Wenn wir nur leben, um zu arbeiten und auf die Begegnung mit unserem inneren Beruf (unserer Berufung) verzichten, haben wir uns das Wichtigste schon vor unserem Tod genommen: unsere Lebendigkeit. Und damit auch unsere Seelenbalance. Der Heimgang unserer Seele will vorbereitet sein (vgl. hierzu den Abschnitt „Über das Glück der Endlichkeit des Lebens" im nächsten Kapitel, S. 86f.).

Etwas in unserem Herzen will, dass wir heute leben und unsere Lebensaufgaben erkennen, es wirkt gleich einem inneren Feuer, dass uns vorantreibt und fordert, ein sinnvolles Werk zu schaffen, eine Spur im Leben zu hinterlassen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger - in welcher Art und Weise auch immer. Doch unser inneres Streben hat mit dem äußeren Beruf ein „arbeitsgesellschaftliches Gehäuse" erhalten, das unser inneres Feuer zu ersticken droht und unsere Fortuna-Energie weitgehend blockiert. Aber gerade in der gegenwärtigen Wendezeit unserer Gesellschaft nehmen immer mehr Menschen so etwas wie eine „Zündschnur" in ihrem Inneren wahr, etwas, was einen Weg hin zu einem anderen Berufs-Leben zu weisen scheint. Die menschliche Seele lässt sich eben nicht auf Dauer ignorieren und kann auch im Berufsalltag nicht am Firmeneingang abgegeben werden.

Details

Seiten
Jahr
2014
ISBN (ePUB)
9783955950637
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Januar)
Schlagworte
Lebenssinn Burnout Liebe Glück Beruf Lebensbalance Fortuna

Autor

Dieter de Harju alias Dr. Dieter Mueller-Harju ist leidenschaftlicher Autor und LebensKünstler. In seinen bisherigen Büchern, einer Vielzahl von Artikeln und Buchbeiträgen sowie in seiner Kunst wie Musik vereint er das Wissen, die Kreativität und Erfahrungen als Betriebswirt, Psychologe und Soziologe – vor allem seine Kunst zu leben. Er versteht sich als Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Kunst und Spiritualität im Alltagsleben. Dieter de Harju engagiert sich mit Leib und Seele für das „Schöne“. Er ist überzeugt, dass darin und in der Musik die Rettung der Welt liegt. In seinen Büchern stellt er seine Lebensphilosophie mit praktischen Konsequenzen dar und zeigt, wie die eigenen Sehnsüchte erkannt und das Leben behutsam so verändert werden kann, dass es zu dem wird, wovon man träumt. Als Künstler bringt er in Malereien und Installationen seine Sicht des Lebens zur Anschauung. Der Autor und Lebenskünstler lebt und arbeitet in Tutzing am Starnberger See.
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Titel: Das Fortuna-Prinzip