Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I
süden
süden. richtung süden.
wo faule früchte auf den bäumen wachsen.
süden. die küste hinab bis nach d.
offene fenster und die nase im wind.
die alten lieder singend. lachend.
denn das lachen kühlt die wut.
weiße dörfer. zypressen.
hunde die im müll stöbern.
eine alte frau zieht einen esel.
ein sinnloses telefonat am straßenrand.
und ein unbegonnener brief.
blick hinaus in fliehende öde.
schweigen wie ein vorwurf.
kopf und qual.
wir kommen an. wollen nicht bleiben.
suchen. und finden doch nicht.
das leben ist anderswo.
eine bar auf pfählen:
vor uns ein gewitter über dem meer.
sprachlose zeugen. und plötzlich
eine woge glückes.
wahr wie eine ahnung. warm wie schmerz.
eine formel so klar.
verstehen. einmal nur verstehen.
nah. so nah.
eine entlegene bucht:
inseln im dunstlicht.
ein paradies besoffen von seiner kraft.
schönheit die wie hohn in alle schatten fällt.
und ein fremder schaut der welt ins herz
und fühlt: nichts.
aufwachen mit den wellen.
streichholz und gaskocher. kaffee türkisch.
mit der gitarre auf dem steg.
barfuß zur dusche. münzeinwurf.
kühlwasser nachfüllen.
tabak und kaffee türkisch.
zur rezeption. do videnja.
wir fahren weiter.
zwei stunden noch bis zur herrlichen stadt d.
II
sheriff teddy bar
die barfrau steht am tresen
und raucht wie eine französin.
ihre langeweile ein manifest.
bauchfrei trägt sie heut.
schön ist sie und weiß es.
sie drückt die halbe kippe aus und
lächelt als wärs eine gnade.
eine böse woche ist vorüber.
und mein gemüt ist ein offenstehendes maul.
ein lichtscheuer dj hinterm plattentisch.
schwarzes leder. metall in der haut.
blecherner sound springt die gäste an
als ein nie gehörter song erklingt.
frauenlachen rieselt vom nebentisch herüber.
ihre gesichter wie rettende lichter.
die eine mag mich aber die andere will ich.
die alte geschichte.
die brünette steht auf.
geht nach hinten zum automaten.
streift den sänger der
krumm auf seinem hocker sitzt.
ein megaphon in zigarettendünnen fingern hält.
einer der nicht älter wird.
ein schauspieler der durchs leben spaziert.
sein blick ertrinkt in
der beschlagenen scheibe.
die band wird gleich kommen. oder nicht.
im dunklen eck stecken verschwörer
die köpfe zusammen.
besingen die misere mit hellen augen.
wie kinder die am globus stehen
und von fernen ländern reden.
sieben worte für die großen wahrheiten.
an rissigen wänden huschen
die schatten wirrer ideen
die morgen schon wieder vergessen sind.
und unter hohen decken
steht der ventilator still.
wenig publikum heut.
kalte füße und zugezogene mäntel.
ankömmlinge im transitland.
verloren auf der suche nach dem besten leben.
treibholz das irgendwo angespült.
und irgendwo ist hier.
dreckiger sound läuft in der sheriff teddy bar.
und als der zahnlose zeitungsverkäufer
zur tür hereinkommt
zieht eine wolke aus krach und rauch
hinaus zu den taxis.
hinaus auf die von kötern verschissene
und von scherben übersäte straße.
hinaus in die nacht und den regen
der kein ende nimmt.
III
mein zimmer
hier ist dein zimmer
sagt der mann in der offenen tür
und ich erschrecke
das zimmer ist eng
kein fenster nach draußen
eine glühbirne wirft mit kaltem licht
die luft ist alt
und die wände sind kahl
