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Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze

Ein fantastisches Fabelwesen-Abenteuer

©2014 89 Seiten

Zusammenfassung

Irgendwo in Thüringen sind hochintelligente Zwergmutze aufgetaucht, die Kindern bei Lernproblemen in der Schule helfen können. Als hervorragende Organisatoren haben diese kleinen Verwandten des eierlegenden Wollmilchschweins (Mutz) sogar eine Fabelwesen-Konferenz einberufen, an welcher auch eine Vampir-Familie teilnimmt, die in normale Menschen zurückverwandelt werden möchte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Werner Gutjahr: Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze

Copyright © 2014 Werner Gutjahr

Erschienen bei TUBUK digital

TUBUK digital ist ein Imprint der TUBUK GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

Covergestaltung: Ina Müller

ISBN: 978-3-95595-045-3

Besuchen Sie uns auch im Internet: www.tubuk-digital.de

Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze

Ein fantastisches Fabelwesen-Abenteuer

Werner Gutjahr

Im Fabeltal

An einem sonnigen Morgen fotografierte Jörg im Fabeltal Mutzwolle, die an frisch gepflanzten Fichten befestigt war, um die Rehe von diesen Leckerbissen fernzuhalten. Früher hatten die Forstleute Schafwolle benutzt, aber für die Singvögel waren die weißen Büschel willkommenes Material zum Polstern ihrer Nester. Jedoch diese feinen gelblichen Fäden aus Mutzfellen schienen ihnen nicht geheuer zu sein.

„Suchst du einen Zwergmutz?“, fragte plötzlich Alberto, der unbemerkt näher gekommen war.

„Einen? – Mir ist vorhin eine ganze Familie begegnet!“, antworte Jörg gespielt großspurig und streichelte Gipsy, Albertos kleinen Terrier.

„Eine ganze Familie?“ Alberto tat erstaunt. „Das ist unmöglich!“

Jörg blickte ihn finster an. „Willst du behaupten, dass ich lüge?“

„Nie und nimmer!“, beteuerte Alberto grinsend und hielt nach seiner Hündin Ausschau, die an einem Baumstubben schnupperte.

„Aber da wir gerade beim Zwergmutz sind“ Jörg massierte sein rechtes Ohrläppchen: „Vor ein paar Tagen habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass diese Mutz-Art sehr zahm werde und vor allem sehr kinderfreundlich sei. In einer nicht namentlich erwähnten Schule können die Kinder sogar Zwergmutze in kleinen Behältern mit zum Unterricht bringen und während der Pausen auf dem Schulhof mit ihnen spielen. Das soll helfen, den Lernstress abzureagieren. Die Schulstunde danach würden die Leistungen um das Dreifache ansteigen. Hochrangige Beamte im Kultusministerium haben schon überlegt, wie man dieses Verfahren flächendeckend anwenden könne. Auch Gymnasien, und Hochschu…“

„Und woher sollen die vielen Zwergmutze kommen?“, unterbrach ihn Alberto.

„Hm – vielleicht kann man sie nachzüchten. Ich meine, wenn sie so leicht zahm werden und…“

„Du kannst ja inzwischen schon mal eine Mutzfarm anlegen!“ Alberto grinste. „Aber wahrscheinlich stand in deiner schlauen Zeitschrift nicht, dass Zwergmutze Spezialfutter benötigen.“

„Im Drachengrund soll‘n sie sich doch ganz schön vermehrt haben“, erwiderte Jörg etwas lahm und blickte zur Weihermühle hinüber, wo im Biergarten fast alle Stühle besetzt waren. „Sagtest du nicht, Gipsy habe sich mit einigen angefreundet?“

„Das schon.“ Alberto blickte ihn nachdenklich an. „Aber die bleiben immer schön in Deckung, obwohl sie sehr neugierig sind. Nur in lauen Nächten kommen sie bei Vollmond zu Gipsy an den Waldrand. Dann lassen sie sich auch streicheln und man versteht sogar, worüber sie reden.“

„Nächste Woche ist der Mond voll!“, antwortete Jörg vorsichtig.

Alberto lächelte. „Wir können‘s ja mal versuchen. Vielleicht haben wir Glück!“

In der Zoohandlung

„Willst du mich veralbern?“, rief Tim aus, als sich Jörg am nächsten Tag nach Zwergmutzen erkundigte. „Mir reicht noch das Theater um das eierlegende Wollmilchschwein! Dauernd kommen Anfragen nach einem grauen oder gelben Mutz. Manche wollen diese seltenen Bratenlieferanten gleich paarweise kaufen, andere ein kapitales Stück für den Drehgrill. Und jetzt kommst du auch noch mit einem Zwergmutz!“

Jörg lächelte. „Hier soll es sogar Beutelmutze geben!“

„Warum auch nicht?“ Der Zoohändler wischte mit einem Tuch Fingerabdrücke von einer Aquarienscheibe. „Wenn mal einer auf der Straße herumhüpft, öffne ich die Ladentür und lasse ihn rein. Vielleicht bringe ich ihm sogar bei, wie man Fische füttert und die Goldhamster ausmistet! Mann – so ein Blödsinn! Wie sollen Beuteltiere, die es vielleicht in Australien gibt, nach Thüringen gekommen sein?“

„Möglich wäre das schon.“ Jörg sah einem Zwergfadenfisch zu, der mit kleinen Luftblasen ein Schaumnest auf die Wasseroberfläche baute. „Im 19. Jahrhundert wurden nämlich im Rheinland und in Schlesien Bennet-Kängurus ausgesetzt. Zwar sollen Wilderer diese ziemlich schnell ausgerottet haben, aber vielleicht sind doch welche übriggeblieben, die zufällig einen Jungmutz im Beutel hatten?“

„Mich kannst du nicht locken!“ Tim grinste ihn an. „Obwohl auch ich gegen einen saftigen Mutzbraten nichts einzuwenden habe. Aber deine Fabelwesen interessieren mich einen feuchten Kehricht! Es sei denn, ich könnte sie verkaufen.“

„Geldgierig wie immer!“ Lächelnd schloss Jörg die Ladentür.

Ein paar Tage später

Alberto wartete schon auf einer Bank am Waldrand und beobachtete die Glühwürmchen zwischen den Sträuchern.

„Wo hast du denn Gipsy gelassen?“, fragte Jörg erstaunt.

„Die treibt sich mit den Zwergmutzen rum!“ Alberto zuckte mit den Schultern und machte eine unbestimmte Handbewegung. „Irgendwann wird sie schon mit ihnen auftauchen.“

„Irgendwann ist gut – eigentlich wollte ich den Rest der Nacht nicht hier verbringen!“

„Das war schließlich deine Idee!“ Alberto hielt ihm eine Taschenflasche mit „Jägermeister“ hin. „Trink erst mal, dann wird dir die Zeit nicht lang!“

„Oder damit ich die Mutze mit den Haselmäusen verwechsle!“

„So was passiert dir doch ni…“ Alberto verstummte plötzlich, weil Gipsy aus dem Unterholz kam, gefolgt von einer Zwergmutzfamilie.

Die Hündin begrüßte Jörg schwanzwedelnd, während die etwa hamstergroßen Mutze unter einem Holunderbusch verharrten und die beiden Menschen beobachteten. Nach einer Weile kam einer vorsichtig näher und beschnupperte Jörgs Schuhspitzen. Nun wagten sich auch die anderen zur Bank und tollten schließlich mit Gipsy herum, als wären die Zweibeiner gar nicht da.

Plötzlich legte sich ein weiblicher Mutz vor Jörgs Schuhspitzen auf den Rücken und pfiff wie ein Murmeltier, bis er der Schönen den Bauch kraulte.

Jörg kam aus dem Staunen nicht heraus und hätte beinahe überhört, wie die Mutzfrau leise sagte: „Wenn du etwas mehr über uns und unsere Verwandtschaft erfahren willst, dann besuche Alois, den ehemaligen Schrankenwärter, der am Bahndamm in dem kleinen Häuschen wohnt. Der kennt sich bestens aus. Sogar Hanghühner hat er.“

„Hanghühner – ja gibt es die denn wirklich?“

„Aber freilich! Die haben ein langes und ein kurzes Bein und können sich nur in einer Richtung fortbewegen, weil sie sonst das Gleichgewicht verlieren und vom Hang fallen. Wenn sie sich aus irgendeinem Grund umdrehen, kullern sie hinunter. Manchmal nutzen Jäger diese Unzulänglichkeit aus und halten unten einen geöffneten Fangsack bereit.“

„Das glaubt mir keiner!“, stöhnte Jörg.

„Ist dir das so wichtig!“, Die Mutzfrau schüttelte über so viel Unverstand den Kopf. „Schließlich gibt es uns Mutze auch, obwohl viele das bestreiten.“

„Hat dich schon mal ein Kind mit in die Schule genommen?“, fragte Jörg nach einer Weile.

„Nein, aber meine Tochter hat sich mit einem achtjährigen Mädchen angefreundet. Die Kleine war sehr lange krank und sollte das Schuljahr nachholen. Seit aber meine Salli dem Mädchen hilft und es mitunter in die Schule begleitet, ist es Klassenbeste.“

„Und deiner Salli macht das Spaß?“

„Aber ja!“ Wir Mutze helfen doch gern Kindern.“

„Hm, ich habe gehört, das soll jetzt in allen Schulen praktiziert werden. Wissenschaftler wollen sogar Versuche mit euch anstellen!“

Die Mutzfrau schüttelte den Kopf. „Wir machen das freiwillig, weil Kinder keine Lernmaschinen sind wie manche Großen sich einbilden. Die müssen spielen, um sich abzureagieren! Manche kuscheln mit uns, andere schütten ihr Herz aus, wenn sie eine Aufgabe nicht lösen konnten oder eine schlechte Note bekommen haben. Das Spielen macht uns ebenso viel Freude wie den Kindern, aber zwingen lassen wir Zwergmutze uns nicht!“

„Zu den zahlreichen Menschen, die bezweifeln, dass es euch überhaupt gibt, gehört sogar mein Freund, der Zoohändler.“

„Du kannst mich ja mal vorstellen!“ Die Mutzfrau blickte Jörg fragend an. „Vielleicht bleibe ich sogar ein paar Tage bei ihm.“

„Das ist eine gute Idee! Der wird vielleicht Augen machen. – Wie heißt du überhaupt?“

„Miga – aber alle nennen mich Migchen!“

Beim alten Bahnwärter

Alois war vierzig Jahre Bahnwärter gewesen. Bei Wind und Wetter hatte er die Kurbeln an den rot-weißen Schranken gedreht und in Hab-Acht-Stellung, die Hände an der Hosennaht seiner Uniform, dagestanden bis der Zug vorbei war. Seit dem Tod seiner Frau, lebte er allein in dem Häuschen nahe den Gleisen, an welches er einen kleinen Stall für seine Hanghühner gebaut hatte, die am Bahndamm nach Futter suchten.

Als Jörg ihn am nächsten Tag besuchte, kam er gerade von einer Gleiskontrolle zurück, obwohl die kleine Nebenstrecke nur noch selten befahren wurde. Die Schranken dort wurden inzwischen ferngesteuert und längst bekam Alois Rente. Doch er konnte es einfach nicht lassen: einmal Eisenbahner – immer Eisenbahner!

„Was ist denn das?“, rief Jörg erstaunt aus, als er an Alois Seite ein höchst eigenartiges Tier bemerkte.

„Ein Dahu.“ Alois schob seine Eisenbahnermütze hoch und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Davon leben nur noch einige wenige in der Schweiz. Ähnlich den Hanghühnern haben sie ungleich lange Beine. Deshalb gibt es auch rechts- und linksläufige Dahus.“

Noch immer erstaunt, starrte Jörg das etwa katzengroße Tier an, dessen Kopf einer Gemse mit kräftigen Hörnern ähnelte. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass Dahus äußerst scheu sein sollen – und nun spazierte so ein Fabelwesen seelenruhig neben Alois am Bahndamm entlang?

„Verträgt der sich denn mit deinen Hühnern?“

Alois blickte ihn überrascht an. „Ja, warum denn nicht. Die sind doch irgendwie verwandt. Vor kurzem war sogar ein Professor hier, der eine wissenschaftliche Arbeit darüber machen will. Ich soll alles aufschreiben, was mir an dem Dahu auffällt.“

Dieser hatte die ganze Zeit das Gespräch verfolgt und es sah aus, als grinse er.

Verblüfft starrte Jörg das eigenartige Wesen an. „Ob der dich versteht?“

Alois hob leicht die Schultern. Dann wandte er sich an seinen treuen Begleiter und zeigte auf die Böschung, wo leuchtend blaue Wegwarte wuchs: „Hole die Hühner herunter!“

Sofort lief der Dahu den Hang hinauf und kam kurz darauf mit den Hangühnern zurück, die neugierig zu den beiden hochblickten.

„Das hast du gut gemacht!“, lobte ihn Alois und holte aus dem Häuschen eine Tüte Studentenfutter, das nicht nur den Hanghühnern, sondern vor allem dem Dahu zu schmecken schien.

Vielleicht wird er dadurch noch intelligenter!“, meinte Alois. „Bei den Studenten soll‘s ja auch helfen. - Aber weshalb bist du überhaupt zu mir gekommen?“

„Die Zwergmutze haben dich empfohlen. Angeblich kennst du dich bestens mit Fabelwesen aus!“

Alois nickte lächelnd vor sich hin. „Die Zwergmutze also, diese Lauser! Die wissen doch viel mehr als ich – zumindest über Fabelwesen. Sie wollen sogar ein großes Treffen hier bei mir veranstalten. Deshalb habe ich schon den ehemaligen Feuerlöschteich wieder hergerichtet, weil ein australischer Bunyip während des Treffens darin wohnen soll. Ich bin gespannt, was die noch so ausgeheckt haben.“

Sind denn diese australischen Fabelwesen etwas Besonderes?“

„Die Bunyips meinst du? Das sollen Monster sein, die in Wasserstellen leben. Manche behaupten, sie sähen aus wie eine große Schlange mit Bart und Mähne, während die Aborigines sie als Halbmenschen mit dichtem Pelz, langem Hals und Vogelkopf schildern. Sie würden unvorsichtigen Menschen und Tieren auflauern, diese unter Wasser ziehen und verschlingen. Ihr furchterregendes Gebrüll wäre vor allem nachts zu hören. – Wenn das Treffen vorbei ist, kann ich dir mehr berichten!“, fügte Alois grinsend hinzu. „Auch schottische Haggis haben sich angemeldet. Die sind ebenfalls irgendwie mit den Hanghühnern und Dahus verwandt.“

„Und was willst du mir als nächstes aufstreuen?“, rief Jörg erbost aus. „Soviel ich weiß, sind Haggis gefüllte Schafmägen. Ein schottisches Nationalgericht, ähnlich dem Pfälzer Saumagen!“

„Das stimmt.“ Verschmitzt blickte Alois Jörg an. „Aber außerdem sind es Fabelwesen, die vor allem von Engländern leidenschaftlich gern gejagt werden. Es gibt sogar zwei Arten: den tief fliegenden Haggis (Law-flying-Haggis), der schnell und gewandt über dem Heidekraut kreist, sowie einen Haggis mit ungleich langen Beinen (Left-driving-Haggis). Letzterer ist ein geschickter Kletterer - so groß wie ein Eichhörnchen -, der nur im Flachland gejagt werden kann, weil er dort stets nach links kippt.“

„Das ist schon das dritte Fabelwesen mit ungleichen Läufen!“, sagte Jörg kopfschüttelnd. „Aber wie werden denn die Haggis von ihren Bergen herunter ins Flachland gelockt?“

„Mit einem Dudelsack, der ihre Paarungslaute nachahmt“. Alois drückte theatralisch seine rechte Hand gegen die Brust und blies die Backen auf. Dann streichelte er den Dahu, der aufmerksam zugehört hatte und nun am Bahndamm scharrte.

Schweigend sahen sie eine Weile zu, bis Alois sagte: „Die Zwergmutze wollen das Treffen hier ‚ICFK‘ nennen. Die benehmen sich wie echte Profis.“

„ICFK?“, fragte Jörg kopfschüttelnd. „Was soll denn das nun wieder bedeuten?“

“Internationale Chimären- und Fabelwesen Konferenz. Ich sagte doch – das sind echte Profis!“

Eine Fuhre Fabelwesen aus der Rheinpfalz

Als Jörg am nächsten Morgen zum Drachental unterwegs war, um mit den beiden Mutzen über die Ausstellung in der Zoohandlung zu verhandeln, kam ihm Alberto mit seinem „Donnerkeil“, einem roten Dreirad, entgegen. Wie immer saß Gipsy stolz neben ihm. Er schien es recht eilig zu haben und hielt nur widerwillig neben Jörg an.

„Was hast du denn unter der Plane versteckt?“, Jörg blickte ihn neugierig an.

Alberto druckste ein bisschen herum und antwortete schließlich: „Elwedritsche.“

„Elwe…! Sind das nicht die kleinen Wesen, halb Menschlein, halb Vogel?“

„Genau.“ Alberto strich ungeduldig mit den Fingerspitzen über das Lenkrad, während Jörg die Plane hochhob.

„Und wo willst du mit der Fuhre hin?“

„Zu Alois. Aber jetzt muss ich wirklich fahren! Lass dir von den Zwergmutzen erzählen, worum es geht.“

Migchen und Salli warteten schon am Waldrand. Jörg war unverständlich, woher sie von seinem Kommen wussten. Aber Zwergmutze schienen nun mal besondere Gaben zu besitzen, was ihn immer von neuem überraschte.

„Wir beide kommen mit in die Zoohandlung“, verkündete Migchen. „Und wenn es uns gefällt, bleiben wir sogar ein paar Tage.“

„Tja, ich würde euch ja gern gleich mitnehmen – aber worin soll ich euch transportieren?“

„In deinem Hut“, schlug Migchen vor. „Aber polstere ihn schön mit Moos“, fügte Salli hinzu.

„Das schönste wächst dort neben den Steinplatten am Fuchsbau.“

„Anspruchsvoll seid ihr überhaupt nicht!“, murrte Jörg und nahm den Hut vom Kopf. Als er bei den Steinen war, hörte er die beiden noch immer kichern.

Während er mit den Mutz-Damen im Hut zur Stadt zurückwanderte, sah er von weitem das rote Dreirad unter einer großen Linde stehen. Schließlich bemerkte er auch Alberto, der mit Gipsy über eine Wiese lief und bald hier, bald dort mit einem Stecken im Gras stocherte.

„Mir ist so ein Elwedritsch-Mädchen von der Ladefläche gefallen!“, rief er Jörg zu.

„Fahr du zu Alois – wir werden sie finden“, sagte Migchen, nachdem sie die Suche eine Weile beobachtet hatten. „Ich weiß, dass es ihr gut geht.“

Alberto blickte erstaunt in den moosgepolsterten Hut. „Wo willst du denn hin mit den beiden?“

„In die Zoohandlung“, meldete sich Salli.

„Soso“, war alles was Alberto herausbrachte. Dann stieg er kopfschüttelnd in seinen „Donnerkeil“ und schlug energisch die Tür zu.

Tim, der Zoohändler, war total baff, als Jörg ihm die beiden Zwergmutze samt seinem Hut übergab und ihm einschärfte, diese seltenen „Gäste“ besonders fürsorglich zu behandeln.

Luka

Als Jörg etwas später in seine Straße einbog, sah er seinen Nachbar mit einem knatternden Rasenmäher irgendein vogelähnliches Wesen verfolgen. Der dicke Glatzkopf war hochrot im Gesicht und große Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Fast hätte er das Tier erreicht, als dieses plötzlich einen Haken schlug. Der wütende Verfolger raste gegen die Bruchsteineinfassung eines Rundbeetes mit Zuckerhutfichten und Teile des Mähers flogen durch die Luft.

Das eigenartige Tier war durch eine Hecke entkommen und stand plötzlich schwer atmend vor Jörg. Es war das vermisste Elwetridsch-Mädchen!

„Ich bin vom Dreirad gefallen und muss mich erst mal ausruhen“, sagte es. „Dann will ich schnell zu den anderen, weil die sich sonst Sorgen machen. Weißt du, wohin sie gefahren sind?“

„Jörg nickte. „Zu Alois, dem Bahnwärter. Aber sieh dir den Himmel an - es wird ein schweres Gewitter geben. Am besten du bleibst über Nacht bei mir und morgen bringe ich dich hin.“

„Aber die machen sich doch Sorgen!“ Die Kleine war den Tränen nahe.

Ich werde Alois anrufen und Bescheid sagen!“, beruhigte Jörg sie.

„Anrufen – was ist denn das?“

„Dazu braucht man so ein Gerät.“ Er zeigte auf das Telefon. „Wenn ich dort hineinspreche, versteht mich Alois - ganz egal, wie weit weg er ist.“

Die Elwetritsche beäugte interessiert das kleine Handy und gab sich schließlich zufrieden.

Später saßen sie in Jörgs Stube vorm Fenster und die Kleine sagte, dass sie Luka heiße. Als es dämmrig wurde, begann sie zu erzählen: „Meine Heimat ist der Elbenstein. Dort, in der Nähe der Burgruine, lebten meine Vorfahren: die Elben. Es waren zarte Naturgeister von schöner Gestalt, die später Elfen genannt wurden. Obwohl sie niemand etwas zuleide taten, hatten sie viele Fressfeinde, die ihnen nachstellten. Um zu überleben nahmen manche unsere heutige Gestalt an, andere wurden zu Fisch-, Lurch-, Kriechtier-, Säugetier- oder gar Raubtridschen.

Damals, im Elben-Zeitalter, verirrte sich ein junger Edelmann mit einem Pferd am Elbenstein. Nach langem Umherstreifen, sah er auf einem Felsvorsprung ein Feuerchen flackern, um welches einige meiner Urahnen saßen. Der stattlichste von ihnen begrüßte höflich den Jüngling, dessen Namen Arik er bereits kannte, und ließ ihn mit edlem Wein und köstlichen Speisen bewirten. Zum Abschied weissagte er ihm, dass er auf dem Elbenstein eine Burg bauen würde, um dort mit seiner Frau und seinen Kindern zu wohnen.

Als Arik am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte er über sich ein Dach aus Buchenästen, das mit Tannenreisig gedeckt war. Erstaunt blickte er sich um und ganz in seiner Nähe fiel ihm ein Bündel mit warmen duftenden Brot auf, und über einem Dreibein hing ein kleiner Kessel mit herrlichem Kräutertee. Als er ausgiebig gegessen und getrunken hatte und zu seinem Pferd gehen wollte, zupfte ihn jemand am Ärmel und eine helle Stimme fragte: ‚Hast du gut geschlafen?‘

Arik drehte sich erstaunt um und schaute in ein schmutziges Mädchengesicht, das zottige Haare umrahmten. ‚Ja, danke!‘, antwortete er. ‚Lebst du allein hier im Wald?‘

‚Ich muss!‘, antwortete Thyra, so hieß das Mädchen. ‚Mein Vater war ein reicher Edelmann und ist vor Kummer gestorben, denn meine Stiefmutter ist eine Hexe, die sein Vermögen durch Lug und Trug an sich gebracht hat. Wenn ich diesen Ort verlasse, bin ich verloren.‘

Dann gab sie Arik ein Kästchen mit einem goldenen Ring, einem Ledersäckchen mit Edelsteinen und einem Schriftstück und fuhr fort: ‚Einer meiner Urahnen hat mir erklärt, dass das Papier die Eigentumsurkunde für das Land um die künftige Burg sei. Mit den beiden anderen Dingen kannst du die Hexe besiegen!‘

Als das vollbracht war, heirateten die beiden und ließen die Burg Elbenstein erbauen.“

„Das ist eine schöne romantische Sage.“ Nachdenklich blickte Jörg in den Garten, wo die Bäume und Rosensträucher kaum noch zu erkennen waren.

„Vielleicht war das damals wirklich so?“; sagte Luka. „Unser kleines Volk war sehr hilfsbereit und freigiebig, außerdem verfügten wir über Zauberkräfte. Später wurden wir nur noch von den Menschen gejagt. Mit einem Sack, einem Knüppel und einer Laterne ziehen sie noch heute bei Neumond in die Wälder und bauen mit Hilfe eines Astes eine schlauchartige Falle, an deren Ende die Laterne leuchtet. Bis jetzt wurde noch niemand gefangen, obwohl besonders Touristen uns mitunter stundenlang belauern, während die einheimischen Jäger in einem nahen Gasthaus zechen.“

„Inzwischen gibt es ja schon Forscher, die sich Tridschologen nennen, und in Pirmasens sogar eine Elwetridsch-Akademie haben!“, antwortete Jörg und schaltete das Licht an, weil es inzwischen fast dunkel geworden war.

„Und Neustadt an der Weinstraße wurde unsere Hauptstadt“, fügte nach einiger Zeit sein kleiner Gast hinzu und gähnte herzhaft.

Jörg machte ihr ein bequemes Lager in seinem Lehnsessel und schüttelte sein Bett auf. Während er noch eine Zeit wach lag und über das Fabelwesen nachdachte, schlief die Kleine schon fest und schniefte mitunter leise.

Irgendwo hatte er in einem Tridschologen-Bericht gelesen, dass im Elben-Zeitalter nach einem schweren Unwetter, Hühner, Enten und Gänse in den Pfälzer Wald flohen und mit Elfen, Kobolden und anderen Fabelwesen eine eigne neue Familie gründeten – die Elwetridschen.

Neue Gäste

Als sie am nächsten Morgen zu Alois kamen, wurde Luga lautstark von den anderen Elwetridschen begrüßt, die es sich an dem sonnigen Bahndamm bequem gemacht hatten.

„Ist denn Alois nicht hier?“, fragte Jörg verwundert, doch niemand antwortete. Alle hörten gespannt Luga zu, die von ihrem Abenteuer berichtete.

Plötzlich ertönten in Alois´ kleinen Garten Hammerschläge. Neugierig ging Jörg dem Klopfen entgegen und kam zu einer Laube, wo Alois einen Anbau aus Brettern errichtete.

„Das wird ein Quartier für die Haggis!“, sagte er, als Jörg das Bauwerk betrachtete.

„Also für die Haggis, - hm. Und warum hast du den Fußboden so schief gemacht?“

„Ich habe dir doch erklärt, dass die ein langes und ein kurzes Bein haben. Schließlich sollen sie sich bei mir wohlfühlen.“

„Und das australische Monster, das in den Feuerlöschteich soll, ist das auch schon da?“

„Den Bunyip meinst du? Der soll heute Abend gebracht werden. Frag mich nicht, wie die Zwergmutze das anstellen wollen! Ich lasse mich einfach überraschen.“

Am Bahndamm wurde Alois von einem neuen Gast erwartet. Es war ein Dilldapp, ein Nashornhamster, aus dem Siegerland. Der kleine Kerl mit einem Irokesenhaarschnitt stand vorm Bahnwärterhäuschen und blickte den beiden erwartungsvoll entgegen, sein blank poliertes Hörnchen über der Nase funkelte in der Nachmittagssonne. Seine derben Schuhe wiesen ihn als Bergdilldapp aus.

„Ich bin den anderen ein bisschen vorausgeeilt“, sagte er. „Sozusagen als Quartiermacher. Mein Vetter, der Wüstendilldapp, war etwas erschöpft von der langen Reise und der aus der Stadt fährt ohnehin lieber mit dem Auto, während der Meeresdilldapp und seine Frau lieber schwimmen.“

„Nun komm erst mal rein und ruhe dich aus“, sagte Alois, während er die Tür öffnete. Zufällig habe ich noch ein paar Kartoffeln – oder Duffeln, wie sie bei euch heißen.“

„Hmmm“, machte der Dilldapp und ließ es sich schmecken.

„Erwartest du heute noch mehr Besuch?“

Alois hob die Schultern. „Eigentlich nicht – aber die Fabelwesen sorgen nun mal immer von neuem für Überraschungen.“

„Genau!“ Jörg zeigte auf zwei Rasselböcke, die sich der Hütte näherten.

Alois massierte seine ergraute Schläfe. „Wo bringe ich die nun wieder unter?“

Der Beutelmutz

Wenn Alberto mit seinem roten Dreirad zum Waldrand fuhr, saß selbstverständlich Gipsy neben ihm. Meistens fuhren die beiden zu einer Wiese, wo sie „Fußball“ spielten. Doch an jenem sonnigen Morgen waren sie unterwegs, um Fichtenzweige für eine Ehrenpforte zu holen. Dieser schöne Ostthüringer Hochzeitsbrauch wird leider immer seltener, aber es gibt ihn noch.

Im Wald erwarteten ihn Nimrod, der Revierförster, und ein paar Mitglieder vom Heimatverein, zu denen sich auch Jörg gesellt hatte. Als die Motorsäge kreischte und sich eine Jungfichte zur Seite neigte, knackten plötzlich dürre Äste im Unterholz und ein riesiger Mutz kam auf die Lichtung und steuerte zielstrebig auf den schmächtigen, etwas zu klein geratenen Förster zu. Alle standen wie erstarrt, nur Nimrod begann auf einmal zu rennen und sein Dackel wütend zu bellen.

Nach einiger Zeit kam das mächtige Tier allein zurück und wurde freudig von Gipsy begrüßt. Die beiden beschnupperten sich, als wären sie alte Freunde, die sich manches zu erzählen hätten.

Als der Graumutz wieder im Dickicht verschwunden war, löste sich die Erstarrung der Männer und alle bestürmten Alberto mit Fragen, der ihnen jedoch auch nicht sagen konnte, woher Gipsy den Mutz kannte. Hinter einer dicken Buche tauchte nach einer Weile Nimrod wieder auf.

„Der hatte was gegen dich!“, sagte grinsend Alberto, worauf ihn der Förster wütend anfunkelte.

Während die Vereinsmitglieder die Fichten aufluden, liefen Jörg und Alberto zu einer kleinen Lichtung, wo sich eine Quelle befand. Plötzlich rannte Gipsy aufgeregt ins Farnkraut und kam nach einiger Zeit mit einem etwa hasengroßen Tier zum Vorschein. Die beiden schienen sich schnell angefreundet zu haben, denn sie beschnupperten sich schwanzwedelnd. Während Alberto noch kopfschüttelnd die Terrierhündin und das unbekannte Tier beobachtete, zwängte sich aus einer Falte an dessen Bauch ein winziges Köpfchen mit neugierigen braunen Augen heraus. Alberto nahm erstaunt seine Brille ab und putzte die Gläser.

„Das darf doch nicht wahr sein!“, murmelte er aufgeregt. „Das Tier ähnelt nicht nur einem Gelbmutz – es scheint sogar ein Beuteltier zu sein!“

Als Gipsy das kleine Köpfchen beschnupperte, wollte das Junge aus dem Beutel. Doch die Mutter schob es mit einer Pfote wieder vorsichtig hinein.

„Wen hast du denn da kennen gelernt?“, fragte Alberto die Hündin, doch Gipsy sprang nur freudig um ihn herum, bis er einen kleinen Gummiball aus seiner Rocktasche holte und diesen zu einer Gruppe Birken kickte. Im Nu hatte die Hündin ihr Spielzeug gefunden und balancierte den Ball auf dem Kopf.

„Das glaubt uns keiner!“, sagte Alberto zu Jörg „Aber was ich gesehen habe, habe ich gesehen: Ausgerechnet in unserem Drachental gibt es Beutelmutze! In Australien wäre das vielleicht nichts Besonderes – aber hier in Ostthüringen?“

„Du hast die beiden zwar ausgiebig beschnuppert“, wandte er sich vorwurfsvoll an Gipsy, „aber aufklären kannst du mich auch nicht!“

Die Hündin klemmte den Schwanz ein und blickte ihn traurig an, bis er ihr den Rücken streichelte und ein Stück Hundekuchen aus der Tasche kramte. „Bist schon ein braver Hund.“

Jörg hatte erst jetzt die Sprache wieder gefunden.

„Das soll einer begreifen!“, sagte er kopfschüttelnd.

Auf dem Rückweg ging den beiden Freunden dieses eigenartige Tier – sie nannten es Zwergbeutelmutz – nicht aus dem Kopf. "Wie kam es ausgerechnet in das Drachental und wieso hat Gipsy so schnell Freundschaft mit ihm geschlossen", rätselten sie.

„Hoffentlich entdeckt Nimrod diese Mutz-Art nicht!“, sagte Jörg. „Der Stinker schießt auf alles, was er nicht kennt, oder er hetzt seine Freunde vom Schützenverein auf die Mutze! Irgendwo habe ich mal gehört, dass es in einigen unzugänglichen Holzlandtälern Riesenmutze geben soll, die mit Zwergmutzen zusammen leben und diese vor Füchsen und Luchsen beschützen – aber Beutelmutze?“

Alberto hob die Schultern. Schließlich schüttelte er den Kopf und nahm sich vor, im Internet zu „surfen“. Das hatte ihm sein zehnjähriger Enkel beigebracht, der den Computer beherrschte wie er früher die Waldsense oder die Holzfälleraxt.

Unheimliche Besucher

Angeführt von Sally und Miga, die inzwischen die Zoohandlung wieder verlassen hatten, standen an einem Spätnachmittag Häggis mit Dudelsäcken vor Alois‘ Tür und brachten ihm ein Ständchen. Dem alten Eisenbahner liefen Tränen über seine grauen Bartstoppeln. Er zeigte den neuen Gästen ihr Quartier und eilte wieder in sein Häuschen, um ein Begrüßungsessen zu bereiten.

‚Warum haben die Schotten ihr Nationalgericht, gefüllte Schafmägen, ausgerechnet nach diesem kleinen Fabelwesen benannt?‘, grübelte er, während er einen Topf mit Wasser füllte. Er nahm sich vor, die allwissenden Zwergmutze danach zu fragen. Sogar zu einer Flugschau hatten ihn die Haggis eingeladen.

„Eigentlich könnte ich mich noch ein bisschen vors Haus setzen!“, murmelte er und massierte seinen Nacken. So einen Trubel hatte er nicht erwartet.

Nach einer Weile zückte er eine altmodische Taschenuhr und blickte zur Unterführung hinüber, aus der schwarzer Rauch quoll und schließlich eine Dampflok auftauchte.

Wie immer baute er sich neben dem Gleis auf und staunte nicht schlecht, als der Zug langsamer wurde und mit quietschenden Bremsen vor seinem Häuschen hielt.

„Hallo Alois!“, rief der Lokfahrer und lehnte sich etwas weiter aus dem Fenster. „Ich habe ein paar Fahrgäste, die hier aussteigen wollen. Sie sind im 3.Wagen. Sei ihnen doch ein bisschen behilflich!“

Kopfschüttelnd lief Alois am Zug entlang zu dem betreffenden Wagen, dessen Tür bereits offen stand. Eine aufgeregte Frau reichte ihm ein kleines Mädchen hinunter und stieg aus. Ihr folgte ein etwa dreizehnjähriger Junge. Anschließend erschien ein großer, schlanker Mann, dem Alois einen Koffer abnahm.

Verstohlen musterte er die Ankömmlinge und wusste nicht recht, was er mit ihnen anfangen soll.

„Sind Sie hier auch nicht verkehrt?“, wandte er sich schließlich an den Mann, der modisch gekleidet, aber auffällig blass war.

„Wir sollten hier abgeholt werden – doch anscheinend hat man uns vergessen.“

„Tja“. Alois hob die Schultern. „Hier gibt es außer meiner bescheidenen Hütte weit und breit kein Haus. Und das nächste Dorf ist 13 Kilometer entfernt.“

„Hier soll doch irgendwo ein Fabelwesenfest stattfinden“, mischte sich die attraktive Frau ein und schob eine dunkle Haarsträhne von der Stirn. „Wissen Sie etwas darü…“

„Mama, ich habe Durst!“, sagte das kleine Mädchen.

Als sich Alois nach der Kleinen umdrehte, fielen ihm ihre spitzen Eckzähne auf.

„Was möchtest du denn trinken?“, fragte er

„Na, Blu…“, antwortete sie, doch die Frau fiel ihr schnell ins Wort und sagte: „Irgend ein roter Saft wäre gut.“

„Dann will ich mal nachschauen, was ich euch anbieten kann“, meinte Alois und war froh von den unheimlichen Besuchern fortzukommen.

In seinem Schrank fand er ganz hinten eine Flasche mit Tomatensaft und im Keller eine mit Erdbeermost.

Seine Gäste hatten es sich inzwischen auf der kleinen Terrasse bequem gemacht und die Kinder fielen geradezu gierig über die roten Getränke her. Auch die Eltern gaben sich keine Mühe mehr, ihre großen spitzen Eckzähne zu verbergen.

Plötzlich sagte der Mann: „Sicher haben Sie schon bemerkt, dass wir eine Vampir-Familie sind. Zur Konferenz soll sich entscheiden, ob wir bei den Fabelwesen aufgenommen werden oder auch weiterhin Untote bleiben müssen.“

Inzwischen war der Dahu auf die Terrasse gekommen und schmiegte sich an Alois‘ Beine.

„Kann ich den streicheln?“, fragte das Mädchen, das Gina hieß, und beinahe hätte Alois geantwortet:„Aber nicht beißen!“

Doch der Dahu schien keine Angst vor der Kleinen zu haben, denn er schnüffelte sacht an ihren Schuhen.

Währenddessen dachte Alois angestrengt nach, was für ein Quartier er den Gästen anbieten könne. Nur ungern wollte er sie im Haus haben – doch er fand keinen Ausweg.

Der Mann schien seine Gedanken erraten zu haben. „Nachts verwandeln wir uns in Mücken“, sagte er. „Im Koffer sind ausreichend Blutkonserven, an denen wir uns laben. Unsere Kinder versuchen wir an verschiedene Gemüse- und Obstsäfte zu gewöhnen, weil sich dadurch ihre Eckzähne normalisieren. Gern würden wir in warmen Sommernächten mit den Fledermäusen jagen, aber als Mücken würde uns das nicht gut bekommen. Darüber wollen wir während des Treffens reden, zu welchem uns die Zwergmutze eingeladen haben.“

„Können wir noch etwas roten Saft bekommen?“, fragte Gina und blickte Alois bittend an.

„Nachher zeige ich euch die Elwetridsche und die Haggis“, sagte er und stellte die Getränkeflaschen auf den Tisch.

Ein Schreck in der Morgenstunde

Am frühen Morgen wurde Alois durch ein furchterregendes Gebrüll geweckt.

Noch ganz benommen schlug er die Bettdecke zurück und überlegte, was das gewesen sein könnte. Es hatte sich angehört wie ein wütender Stier - nur viel lauter.

Vor der Haustür warteten Miga und Salli.

„Habt ihr das Brüllen gehört?“, fragte er überflüssigerweise.

„Deshalb warten wir ja auf dich“, antwortete kleinlaut Miga. „Das war der Bunyip, der jetzt in deinem Teich wohnt.“

„Soll das heißen, ich werde nun jeden Morgen so geweckt?“, schrie Alois erbost.

„Nein, nein“, beschwichtigte ihn Salli. „Das ist nur - der arme Kerl hat Hunger.“

„Ein armer Kerl? Das war eher die Stimme von einem Ungeheuer! – Manchmal mutet ihr mir alten Mann wirklich viel zu!“

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2014
ISBN (ePUB)
9783955950453
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Dezember)
Schlagworte
Abenteuer Spannung Action Fabelwesen Vampire Fledermäuse Blut Mutz Elwedritsch Einhorn Wolpertinger Haggis Fantasy Kidnapping Hilfsbereitschaft Flucht Zauberei
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Titel: Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze