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Einstieg in einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb. Marktchancen und Stolpersteine

von Axel Gutjahr (Autor:in) Ina Müller (Autor:in) Benno Müller (Autor:in)
©2014 156 Seiten

Zusammenfassung

Das Betreiben eines landwirtschaftlichen Klein(st)betriebes, beispielsweise als Hobby-, Feierabend- oder Nebenerwerbslandwirt, erweist sich oft als eine tolle Passion. Besteht doch dabei die Chance, in der Natur zu arbeiten, sich selbst sowie andere mit gesunden Bioprodukten zu versorgen, seine Tierliebe auszuleben und /oder als Verkäufer im eigenen Hofladen tätig zu sein.
Aber wie überall, trifft auch hierbei die altbekannte Volksweisheit „Aller Anfang ist schwer.“ in vollem Umfang zu. Das vorliegende, reich bebilderte Sachbuch gibt zahlreiche Hilfestellungen, diesen Anfang zu erleichtern und potentielle „Stolpersteine“ zu umgeben. Es wendet sich dabei aber nicht nur an den Neueinsteiger, sondern auch an bereits produzierende Klein(st)landwirte. So werden beispielhaft zahlreiche Marktnischen sowohl im Bereich der tierischen als auch pflanzlichen Produktion vorgestellt, die es dem Klein(st)erzeuger ermöglichen, gewinnorientiert zu wirtschaften. Darüber hinaus sind Tipps enthalten, welche juristischen und finanziellen Aspekte man bei der Gründung sowie späteren Bewirtschaftung eines Betriebes beachten sollte. Nicht zuletzt gibt das Buch Hinweise, wo Landwirte Unterstützung bekommen können und welche lukrativen Fördermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Der Entschluss künftig ein kleines landwirtschaftliches Unternehmen zu betreiben, kann viele Gründe haben. Möglicherweise hat man einen Landwirtschaftsbetrieb geerbt und möchte diesen weiterführen. Ebenso ist es denkbar, dass man bisher einen völlig anderen Job hatte und etwas Neues beginnen möchte. Vielleicht erfüllt man sich auch nur einen Kindheitstraum und will künftig als Landwirt auf eigener Scholle nach Herzenslust produzieren.

Dieses Buch möchte dazu beitragen, dass sowohl beim Einstieg in die Landwirtschaft als auch bei der Bewirtschaftung eines eigenen Hofes Fehler weitgehend vermieden werden. Darüber hinaus liefert das Buch einen Überblick über landwirtschaftliche Produktionsrichtungen, zeigt einige potenzielle Marktnischen auf, gibt Hinweise, wie man bereits vorhandene Voraussetzungen richtig beurteilen und Abläufe im eigenen Betrieb effizient gestalten kann.

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Schafhaltung - ein beliebtes Betätigungsfeld zahlreicher Kleinlandwirte

Mit dem „Familienrat“ tagen

Eine alte Weisheit besagt: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. In Anlehnung an diese Weisheit haben schon zahlreiche Menschen den Entschluss gefasst, künftig ein landwirtschaftliches (Klein)unternehmen zu betreiben. Diesen Entschluss sollte man selbstverständlich gut durchdenken und bestmöglichst vorbereiten. In den meisten Fällen stellt nämlich dieser Einstieg ein „Projekt für das gesamte weitere Leben“ dar. Das bedeutet auch, dass man sich von dem Betrieb normalerweise nicht so schnell und unproblematisch trennen kann, wie beispielsweise von einem alten Kleidungsstück.

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Der Einstieg in die Landwirtschaft ist ein „Projekt für das gesamte weitere Leben“

Außerdem hat es sich bewährt, einen derartigen Entschluss nicht allein zu treffen. Stattdessen ist es ratsam, im Vorfeld das geplante Projekt mit allen Familienmitgliedern ausgiebig zu diskutieren. Bei dieser Diskussion geht es nicht nur darum, die bloße Zustimmung von den Familienmitgliedern zu erhalten. Vielmehr sollten sich möglichst alle mit dem Vorhaben identifizieren, um den künftigen Landwirt erforderlichenfalls mit Rat und Tat zu unterstützen.

Im Rahmen einer solchen „Sitzung des Familienrates“ ist es außerdem sinnvoll, darüber zu reden, welche Veränderungen im Tages-/Wochenablauf entstehen werden und ob/wie sich bestimmte Pflichten und Aufgaben zeitlich sowie personell organisieren lassen. Sicherlich kann man bei diesem Gespräch nicht alle Aspekte berücksichtigen, aber die Schwerpunktthemen müssen dabei auf jeden Fall diskutiert werden. In diesem Sinne sollte das abschließende Gesprächsergebnis keinesfalls lauten „Kommt Zeit, kommt Rat“ oder „Das bekommen wir zu gegebener Zeit schon irgendwie hin“. Eine derartige, inkonsequente Herangehensweise kann schnell dazu führen, dass einem später die Probleme sprichwörtlichen „über den Kopf“ wachsen.

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Damit einem die Arbeit niemals über den Kopf wächst, sollte diskutiert werden, wie die Zeit von Arbeitsspitzen, beispielsweise bei der Heugewinnung, zu planen ist

Hinzu kommt dann oft noch, dass bei allen Familienmitgliedern die anfängliche Lust auf die landwirtschaftlichen Arbeiten schnell in Frust umschlägt. Diesbezüglich hat der Ausspruch „Wer schaffen will, muss fröhlich sein.“, den der Schriftsteller Theodor Fontane vor mehr als 100 Jahren formulierte, noch immer vollste Berechtigung. Dagegen wirkt sich Frust negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Arbeitsfreude aus. Das führt wiederum häufig zu einem Rückgang der Arbeitsleistung und damit oft auch zu einem schlechteren Gesamtergebnis des Betriebes.

Bei der Neugründung beziehungsweise Übernahme eines Betriebes kommt es nicht selten zu Fehleinschätzungen der Finanzsituation. In vielen Fällen wird man ein halbes Jahr keine Einnahmen realisieren, weil beispielsweise die Feldfrüchte so lange brauchen, bis sie die (Verkaufs)Reife erreichen. Für diese Zeitspanne sollte ein genügend großes finanzielles „Polster“ vorhanden sein. Aus diesem bezahlt man neben den Ausgaben für das tägliche Leben auch die anfallenden Kosten für Strom, Wasser, Tierarztrechnungen, Futtermittel, Dünger und Pflanzenschutzmittel. Außerdem ist es immer günstig, wenn bei der Planung dieses „Polsters“ ein Posten für Unvorhergesehenes integriert wurde.

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Bevor sich mit Feldfrüchten die ersten Gewinne erzielen lassen, vergeht oft ein halbes Jahr

Künftige Haupterwerbslandwirte, also Bauern, die den Großteil ihres Lebensunterhaltes im Betrieb erarbeiten möchten, sollten sich auch Gedanken über mögliche Rechtsformen machen. Wer diesbezüglich fachmännischen Rat benötigt, wendet sich am besten an einen Steuerberater, der sich mit der ländlichen Betriebswirtschaft auskennt. Von ihm lässt man sich die Vor- und Nachteile der einzelnen Rechtsformen erläutern. Falls einem danach die Entscheidung immer noch schwer fällt, kann man den Steuerberater fragen, welche Rechtsform er aufgrund der aktuellen Gegebenheiten sowie der geplanten Aktivitäten favorisieren würde. Die gewählte Rechtsform erweist sich oft als sehr wichtig, wenn man einen Kredit benötigt. So sind beispielsweise viele Banken schneller bereit, einem Einzelunternehmer einen Kredit zu geben als einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Dieses Geschäftsgebaren resultiert vor allem daraus, dass eine GmbH im Insolvenzfall nur mit ihrem Stammkapital haftet. Anders sieht es bei einem Einzelunternehmer aus. Bei Insolvenz würde er mit seinem ganzen Vermögen für alle Verbindlichkeiten des Betriebes haften. Im schlimmsten Fall könnte somit ein als Einzelunternehmer tätiger Haupterwerbslandwirt sogar sein gesamtes Vermögen verlieren. Aufgrund des soeben Dargestellten muss jedoch niemand verängstigt in die Zukunft blicken oder gar das angestrebte Projekt aufgeben. Im Gegenteil, durch eine sinnvolle, vorausschauende Planung und eine gut durchkalkulierte Finanzwirtschaft lassen sich die meisten Geldengpässe vermeiden.

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Durch eine gut durchkalkulierte Finanzplanung lassen sich Geldengpässe meist vermeiden

Die Auswahl der künftigen Betriebsform

Landwirtschaftliche Betriebsformen

Im Normalfall stellt jeder landwirtschaftliche Betrieb (also auch Kleinunternehmen, die im Mittelpunkt dieses Buches stehen) eine wirtschaftlich- technische Einheit dar. Diese verfügt über eine landwirtschaftlich genutzte Fläche und/oder einen Tierbestand. Die Fläche kann zur Erzeugung von klassischen Feldfrüchten, beispielsweise Getreide und Rüben, aber auch als Wiese beziehungsweise Weide sowie zum Anbau von Spezialkulturen (auch Sonderkulturen genannt) dienen. Solche Spezialkulturen sind unter anderem Tabak und Gemüse. Des Öfteren gehören zum landwirtschaftlichen Unternehmen auch ein paar Hektar Waldfläche. Diese Flächen können zur Versorgung der eigenen Wirtschaft mit Brenn- und Nutzholz dienen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, hochwertiges Stammholz zur Herstellung von Furnieren zu verkaufen. Neben der Erzeugung von Produkten kann man als Landwirt auch Dienstleistungen anbieten. So fungieren manche Betriebe als Lohnunternehmen, indem sie beispielsweise Ackerflächen für andere Landwirte bestellen oder deren Getreideernte durchführen. (Unabhängig von der Betriebsform, sind die meisten Landwirte auch an der Erzielung eines größtmöglichen Gewinns interessiert. Allerdings stellt Letztgenanntes kein zwingend notwendiges Kriterium für die Charakterisierung eines landwirtschaftlichen Betriebes dar. Dieser Aspekt wird später beim Thema „Hobbylandwirt“ ausführlicher erläutert.)

Die meisten landwirtschaftlichen Unternehmen sind als

strukturiert, wobei zwischen den einzelnen Formen oftmals fließende Übergange vorhanden sind.

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Landwirtschaftliche Betriebe besitzen zumeist Flächen und oft auch einen Tierbestand

Typische Pflanzenbaubetriebe konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Futterpflanzen. Diese Betriebe sind bestrebt, die vorhandenen Standortfaktoren optimal zu nutzen, weil davon die Ertragshöhe in einem entscheidenden Maß abhängt. Zu diesen Standortfaktoren gehören unter anderem der Boden, die Lufttemperatur und die Dauer der durchschnittlichen Sonneneinstrahlung. Gleichzeitig sind gut arbeitende Landwirte aber auch darauf bedacht, keinen „Raubbau an der Natur“ zu betreiben, sondern einen nachhaltigen Anbau mit ressourcen- und umweltschonenden Maßnahmen durchzuführen. Beispiele hierfür sind ein sachgerechtes Düngungsmanagement und eine bedarfsgerechte Schädlingsbekämpfung.

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Gut arbeitende Pflanzenbauer sind stets darauf bedacht, keinen „Raubbau an der Natur“ zu betreiben

Die wichtigste und zugleich am häufigsten anzutreffende Bewirtschaftungsform stellt der Ackerbau dar. Neben dem Ackerbau wird häufig auch Grünlandwirtschaft betrieben, denn diese liefert in den meisten Fällen den Hauptteil des Futters für Wiederkäuer und Pferde. Bezüglich der angebauten Pflanzen, lässt sich tendenziell feststellen, je höher die Gewinnaussichten beziehungsweise die durchschnittlichen Verkaufspreise je Kilogramm oder Dezitonne sind, desto größer ist auch der zeitliche Arbeitsaufwand. Einen besonders hohen Arbeitszeitaufwand erfordert fast immer der Anbau von Spezialkulturen.

Typische Tierproduktionsbetriebe konzentrieren sich auf die Erzeugung von (Tieren stammenden) Nahrungsmitteln, wie etwa auf Fleisch, Milch und/oder Eier. Ähnlich wie viele pflanzliche Erzeugnisse, erfahren später auch zahlreiche tierische „Ausgangsmaterialien“ eine Aufwertung, indem sie beispielsweise zu Wurst, Käse und Joghurt veredelt werden. Dagegen hat die Erzeugung von Wolle und Jungtieren für kleinere Betriebe zumeist keine oder nur eine untergeordnete Bedeutung.

Das Futter für die Tiere wird in reinen Tierproduktionsbetrieben zugekauft. Dabei bevorzugen die Landwirte normalerweise Pflanzen, welche aus der näheren Umgebung stammen und nicht genmanipuliert sind. Außerdem spielt bei derartigen Ankäufen der Preis, der für die Futterpflanzen gezahlt werden muss, eine wichtige Rolle.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Pflanzen- und Tierproduktionsbetrieben besteht darin, dass sich in letzteren bestimmte Arbeiten nicht verschieben lassen, beispielsweise das Tränken, Melken und Füttern der Tiere. Gleichzeitig stellt die Tierproduktion einen Job dar, der an 365 Tagen im Jahr den/die Landwirt(in) im vollen Umfang fordert. Das sieht in der Pflanzenproduktion etwas anders aus. Dort entstehen während der Bestellung und Ernte oft Arbeitsspitzen, aber dafür gibt es (vor allem) in den Wintermonaten auch Zeiten, in denen tage- oder wochenweise nur wenige oder gar keine Arbeiten anfallen.

Typische Mischbetriebe bestehen aus einer Tier- und Pflanzenproduktionsstrecke. Ähnlich wie in reinen Tierproduktionsbetrieben ist auch in Mischbetrieben der Arbeitsaufwand sehr hoch. Gleichzeitig erweist sich diese Bewirtschaftungsform ebenfalls als ein Job, der an 365 Tagen im Jahr den/die Landwirt(in) in vollem Umfang fordert. Die Ursache, weshalb sich Landwirte zumeist für einen Mischbetrieb und nicht für eine reine Tierproduktion entscheiden, sind die Futterkosten. In der Regel kaufen die Mischbetriebe den Großteil des Futters nicht zu, sondern produzieren diesen selbst. Dabei sind diese Betriebe häufig bestrebt, das Sommerfutter für Wiederkäuer und Pferde nicht erst zu mähen. Stattdessen bevorzugen sie eine weitaus effektivere Variante, indem sie die Tiere direkt auf den Weiden grasen lassen. Bildlich gesprochen, wächst den Tieren dort das Futter direkt ins Maul. Durch diese Haltungsform lassen sich Zeit, Geld und Arbeitskraft einsparen. Darüber hinaus wirkt sich der Weideaufenthalt vorteilhaft auf die Gesundheit und Vitalität der Tiere aus.

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Landwirt in einem Misch- und Tierproduktionsbetrieb ist ein 365-Tage-Job

Welche Betreibervarianten sind möglich?

Ein Kleinunternehmen lässt sich entweder als Hobby-, Nebenerwerbs-, Haupterwerbs- oder Vollerwerbsbetrieb bewirtschaften. Den Vollerwerbsbetrieb kann man dabei auch als eine Art „Spitzenform“ des Haupterwerbsbetriebs ansehen. Die Farbintensität im nachfolgenden Schema stellt den Einkommensanteil dar, den die einzelnen Betriebsvarianten normalerweise in ihren Unternehmen realisieren. (Je intensiver die Färbung, desto höher ist der landwirtschaftliche Einkommensanteil am Gesamteinkommen).

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Tendenz wie in den unterschiedlichen Betriebsforen das Einkommen ansteigt

Die Bestrebungen von Hobbylandwirten konzentrieren sich oftmals nicht auf das Erzielen eines Gewinns. Stattdessen steht für diese Landwirte häufig das Ausleben ihrer Passion im Mittelpunkt. Zu den Hobbylandwirten gehören beispielsweise viele Pferde- und Eselhalter. Sie investieren nicht selten überdurchschnittlich viel Zeit in die Pflege ihrer Tiere, indem sie diese beispielsweise täglich reiten und striegeln. Dabei handelt es sich nicht um Produktionsarbeiten, sondern um Hobbytätigkeiten. Anders sieht es aus, wenn Hobbylandwirte Futter anbauen und/oder Heu für ihre Tiere machen. Das sind echte Produktionsarbeiten, die helfen, den Geldbeutel zu entlasten. Allerdings wird dadurch noch kein Gewinn im eigentlichen Sinne erzielt. Im Gegenteil, nicht wenige Hobbylandwirte investieren jährlich mehr oder minder große Geldsummen in ihre Passion. Dazu gehören unter anderem Kosten für die Instandhaltung des Stalls und der Weidezäume, für den Hufbeschlag sowie für Ersatz/ Reparaturen verschlissener Materialien.

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Zur den Hobbylandwirten gehören viele Pferdehalter

Ein „fließender“ Übergang zum Nebenerwerbslandwirt wäre beispielsweise gegeben, wenn ein Hobbypferdehalter gelegentlich Reitstunden oder Kutschfahrten gegen Bezahlung durchführt. Damit kann er erste kleine Gewinne realisieren.

Nebenerwerbslandwirte sind Personen, deren außerbetriebliches Einkommen größer ist als das aus dem eigenen Unternehmen. Manchmal werden diese Landwirte mit Negativklischees belegt, wie etwa „Richtige Bauern arbeiten nicht im Nebenerwerb“. Aber solche Aussagen sind absoluter Unsinn. Im Gegenteil, vielerorts repräsentieren Nebenerwerbslandwirte sogar den Großteil der Landwirte und tragen erheblich zur bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln sowie sonstigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen bei.

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Es ist ein absoluter Unsinn, dass Nebenerwerbler keine richtigen Landwirte wären

Ganz grob lassen sich die Nebenerwerbslandwirte in zwei Gruppen unterteilen. Die Nebenerwerbslandwirte der ersten Gruppe gehen hauptberuflich einem anderen Job nach und kümmern sich erst nach Feierabend sowie an den Wochenenden um ihr Unternehmen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit, die diese Nebenerwerbslandwirte in ihren Betrieb investieren, schwank zumeist zwischen 7 und 28 Stunden. Das wichtigste Motiv für ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten besteht darin, sich ein „zweites Standbein“ zu schaffen. Dadurch erhalten sie eine größere finanzielle Sicherheit, falls ihr „erstes Einkommen“ einmal unerwartet wegbrechen sollte. Die zweite Gruppe der Nebenerwerbslandwirte umfasst vor allem rüstige Rentner und Ruheständlern. Deren Haupteinkommen stellen Renten und Ruhestandbezüge dar, die sie finanziell noch aufbessern möchten. Im Unterschied zu den Nebenerwerbslandwirten der ersten Gruppe steht den Rentnern und Ruheständlern fast immer ein deutlich größeres wöchentliches Zeitkontingent für ihre landwirtschaftlichen Aktivitäten zur Verfügung. Nicht selten wird dieses Zeitkontingent auch dazu genutzt, den Nebenerwerb mit einem Hobby zu kombinieren. Beispiele hierfür sind Rentner, die Rassekaninchen pflegen und sich gleichzeitig hobbymäßig in einem Zuchtverein engagieren. Mit den Spitzentieren ihrer Zuchten nehmen diese Rentner an Leistungsschauen und Ausstellungen teil. Parallel dazu schlachten sie diejenigen Exemplare, die für eine leistungsorientierte Weiterzucht untauglich sind. Anschließend erfolgt ein Verkauf des Fleisches und manchmal auch der Felle. Auf diese Weise realisieren die Vertreter der zweiten Gruppe Gewinne.

Haupterwerbslandwirte sind Personen, deren außerbetriebliches Einkommen kleiner ist als jenes aus dem eigenen landwirtschaftlichen Unternehmen. Zu den Haupterwerbsbetriebslandwirten gehören zahlreiche Menschen, die täglich/wöchentlich nur wenige Stunden einem anderen Teilzeitjob nachgehen und/oder auf Provisionsbasis arbeiten. Oftmals beträgt die Zeit, die Haupterwerbslandwirte in ihrem Unternehmen tätig sind, mehr als 30 Stunden pro Woche. Während dieser Zeit erfolgen sowohl die direkte Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten (wie etwa den Anbau von Kartoffeln) als auch vor- und nachbereitende (mit der Erzeugung jedoch in engem Zusammenhang stehende) Arbeiten, beispielsweise die Buchführung oder das Schreiben und Einholen von Angeboten. Falls das Einkommen zu 100% aus dem eigenen Unternehmen stammt, spricht man von einem Vollerwerbslandwirt.

Wo sind in meiner Region noch Marktnischen vorhanden?

Wer ein Erzeugnis für den Markt produziert, möchte es logischerweise auch verkaufen. Um das zu realisieren, muss für dieses Erzeugnis eine genügend große Nachfrage vorhanden sein. Außerdem darf der Preis für das Produkt nicht höher angesetzt sein als die Kunden bereit sind zu zahlen. Stattdessen sollten die Kunden stets den ehrlichen Eindruck gewinnen, dass der Kauf auch für sie vorteilhaft war. Unter derartigen Prämissen werden sie gern dieses Erzeugnis erneut kaufen. Folglich wirkt sich eine hohe Verbraucherakzeptanz förderlich auf die weiteren Verkaufszahlen aus. Im Kampf um Marktanteile scheinen kleine landwirtschaftliche Unternehmen großen Agrarbetrieben im ersten Moment deutlich unterlegen zu sein. Das stimmt aber nur zum Teil. Falls ein Kleinlandwirt mit einem großen Ackerbauunternehmen in direktem Konkurrenzkampf tritt und beispielsweise Körnermais preisgünstiger als der Großbetrieb erzeugen will, wird er kaum eine reale Chance haben.

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Ein Kleinbetrieb wird kaum in der Lage sein, beispielsweise Körnermais preiswerter zu produzieren als ein Großbetrieb. Stattdessen sollte sich der Kleinbetrieb auf seine Stärken besinnen und diese nutzen

Stattdessen sollte er sich auf seine eigenen Stärken besinnen. Diese bestehen vor allem in einer größeren Flexibilität sowie dem schnelleren Einsatz neuer Verfahren und Technologien. Zahlreiche Nebenerwerbslandwirte kennen solche Verfahren und Technologien – wenn auch oft in stark abgewandelter Form – bereits von ihrem „Hauptjob“. Diese müssen sie nur noch – mit ein wenig Kreativität – für das eigene Unternehmen „kompatibel“ machen. Großunternehmen sind dagegen oftmals etwas „schwerfälliger“ als Kleinbetriebe und benötigen in vielen Fällen mehr Zeit, ihre Produktion auf neue Marktbedürfnisse umzustellen. Manchmal will ein Großbetrieb auch gar nicht auf ein relativ eng begrenztes Marktbedürfnis reagieren, weil die Mengen, die von diesem Erzeugnis benötigt werden, für ihn ökonomisch uninteressant sind. Für einen Kleinbetrieb sieht das oft anders aus. Produktmengen, welche der landwirtschaftliche Großbetrieb als ökonomisch uninteressant ansieht, stellen für ein Kleinunternehmen häufig eine günstige, mitunter sogar überdurchschnittliche gute Einkommensquelle dar. Bereits aus diesem Grund lohnt es sich, in der näheren Umgebung nach Marktnischen zu suchen, um diese gegebenenfalls zu besetzen. Hierzu ein konkretes Beispiel: Schaffleisch erfreut sich vielerorts einer wachsenden Beliebtheit. Allerdings sind die Verbraucher kaum am fettreichen Fleisch eines alten Hammels interessiert, der auf ein hohes Schlachtgewicht gemästet wurde. Stattdessen verlangen sie mageres Fleisch von jüngeren Tieren. Zu den Rassen, deren Fleisch bei ausgiebiger Weidehaltung nicht nur mager bleibt, sondern außerdem einen wildbretähnlichen Geschmack erhält, gehören Heidschnucken und Kamerunschafe. Letztere sind für viele kleine Landwirtschaftsbetriebe auch deshalb von Interesse, weil sie zu den Haarschafen gehören, die man nie scheren muss. Einen „Nachteil“ stellt allerdings das äußerst agile Wesen der Kameruner dar, die sich nur äußerst schwer als klassische Schafherde hüten lassen. Deshalb werden Kamerunschafe so gut wie nie in großen Schäfereien gehalten. Anders stellt sich diese Situation für Kleinproduzenten dar, die über genügend gut eingezäunte Weideflächen verfügen. Unter derartigen Voraussetzungen kann es lohnend sein, die vielerorts vorhandene Marktlücke „Schaffleisch in hochwertiger Qualität“ mit Kamerunschafen zu besetzen. In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass sich mit den Kamerunern besonders hohe Gewinne erzielen lassen, wenn man sie nicht an einen Metzger oder Schlachthof verkauft, sondern ihr Fleisch selbst vermarktet. Bei der Pflege des dabei entstehenden Kundenstammes sollte man in Gesprächen hervorheben, dass es sich nicht um irgendwelches Schaffleisch handelt, sondern eben um das von Kamerunern. Damit bestärkt man zugleich die Kunden in ihrem berechtigten Gefühl, etwas Besonderes zu kaufen.

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Produkte von Kamerunschafen sind vielerorts noch eine echte Marktlücke

Was gilt es bei der Auswahl der Produktionsrichtung noch zu beachten?

Rechtliche Voraussetzungen

Bei der Übernahme beziehungsweise Neugründung eines Betriebes ist es sehr wichtig, die bestehenden gesetzlichen Reglungen genau zu beachten. Dadurch vermeidet man zumeist spätere Rechtsstreitigkeiten und schafft zugleich eine hohe Sicherheit für die künftige Produktion. Um unliebsamen Überraschungen beim Erwerb/der Übernahme des Betriebes aus dem Weg zu gehen, sollte man im Vorfeld einen auf Landwirtschaft spezialisierten Steuerberater oder Juristen konsultieren. Diesem stellt man den konkreten Sachverhalt vor und lässt sich beraten, auf welche rechtlichen Details es speziell zu achten gilt. Beispielsweise wird dieser Spezialist auf Rechtsformen und Anzeigepflichten gegenüber Behörden hinweisen und etwaige Summen benennen, die für Grunderwerbssteuer anfällt. Ebenso lässt sich mit seiner Hilfe ein exakter Plan erstellen, welche Vorbereitungen/Teilschritte für den beabsichtigten Erwerb/die Übernahme nötig sind.

Sind die Eigentumsverhältnisse „sauber“ geregelt?

Vor einer Betriebsübernahme, beispielsweise von den Eltern oder Großeltern, ist auch zu klären, ob andere Familienmitglieder zu entschädigen sind oder der/die Übergebende(n) künftig finanzielle Unterstützung vom Übernehmenden erwarte(t)n. Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei Familienmitgliedern um Personen handelt, denen man normalerweise vertraut, hat es sich trotzdem bewährt, alle aus der Übergabe/Übernahme resultierenden Pflichten/Vereinbarungen „sauber “vertraglich zu fixieren. Des Weiteren sollte man eindeutig klären, ob der/die Übergebende(n), die alleinigen Besitzer des Hofes/der Betriebsflächen sind. Nicht selten weichen nämlich die im Grundbuch fixierten rechtlichen Verhältnisse von den subjektiv wahrgenommenen ab. Bei einer Erbengemeinschaft können weitere Verwandte Ansprüche geltend machen, weshalb vor jeder Betriebsübernahme eine komplette Kontrolle der aktuellen Grundbuchauszüge empfehlenswert ist. Neben den Eigentumsverhältnissen sind darin auch eventuelle Belastungen der Grundstücke, wie etwa Grundschulden, Hypotheken, Nießbrauchrechte und Beschränkungen dokumentiert.

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Mit der Übernahme eines Betriebes sollten die Eigentumsverhältnisse stets sauber geregelt werden

Resultiert die Übertragung eines Landwirtschaftsbetriebes aus einem testamentarischen Vermächtnis, hat der Testamentsverfasser oft außer Acht gelassen, dass weiteren Personen ein Pflichtteil zusteht. In diesem Fall müsste der Begünstigte die weiteren Erben auszahlen. (Sollte sich diese Belastung für den Erben als zu hoch erweisen, kann es mitunter sogar sinnvoll sein, das Erbe auszuschlagen.) Generell muss die Betriebsübergabe/der Neuerwerb urkundlich beglaubigt werden. Das erfolgt durch einen Notar.

Besteht bei der beabsichtigten Produktion Rechtskonformität zu den Regelungen des Natur-und Tierschutzes?

Seit mehreren Jahren existieren klare nationale und europäische Vorschriften sowie Richtlinien, die den Umgang mit den Tieren und die Einhaltung naturschutzfachlicher Aspekte bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen regeln. Dabei zeichnet sich die Tendenz ab, dass diese Vorschriften künftig noch schärfer überwacht und Zuwiderhandlungen schneller geahndet werden. Beim Produktionsschwerpunkt „Tiere“ sind besonders die gesetzlichen Vorschriften zu einer artgerechten Haltung, Pflege und Fütterung einzuhalten. Ebenso dürfen keinem Tier unnötige Schmerzen und Qualen zugeführt werden. In diesem Zusammenhang sei speziell auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen bei Kastrationen verwiesen. Prinzipiell sollten diese Eingriffe nur von einem Fachmann durchgeführt werden, der über das dafür erforderliche Wissen sowie die entsprechenden Fähigkeiten verfügt.

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Bei der Haltung von Tieren sind unbedingt die dafür geltenden Vorschriften und Regelungen einzuhalten

Wer staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen möchte, muss bei der Bewirtschaftung von Flächen die Vorgaben der Düngemittelverordnungen einhalten. Durch diese wird die mengenmäßige zeitliche Ausbringung von organischen und mineralischen Dünger geregelt. Hinter dieser und anderen Verordnungen verbirgt sich keine behördliche Willkür, sondern sie dienen primär dem Schutz und Erhalt der Qualität des Bodens, des Grund- und Oberflächenwassers sowie der Luft. Ähnliche gesetzliche Vorgaben existieren auch für den Umgang und die Ausbringung von Insektiziden und Pestiziden.

Was ist versicherungsrechtlich zu beachten?

Bevor die Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebes erfolgt, sollte man sich exakt
erkundigen, ob beziehungsweise in welchem Umfang man pflichtversichert wird. Diese Versicherungspflicht umfasst die landwirtschaftlich Unfall-, Renten- Kranken- und Pflegeversicherung. Unter bestimmten betrieblichen Voraussetzungen (wenn der Landwirt beispielsweise nur über eine sehr geringe Flächengröße verfügt) ist in einigen Staaten eine Befreiung von der Beitragspflicht möglich. Hinsichtlich der dafür zutreffenden gesetzlichen Regelungen kann man sich außer von der landwirtschaftlichen Kasse auch in der zuständigen Landwirtschaftsbehörde beraten zu lassen. Während eines solchen Gesprächs bietet es sich an nachzufragen, ob der Ehepartner (gegebenenfalls auch ein Angestellter) durch den zu entrichtenden Beitrag im vollen Umfang mitversichert ist.

Vorhandene Qualifikation

Verfügt man bereits über ein landwirtschaftliches Basiswissen?

Verständlicherweise ist es von Vorteil, wenn man vor dem Einstieg in die Landwirtschaft über Basiswissen verfügt. Möglicherweise hat man als Kind/oder Jugendlicher schon häufig die Ferien auf dem Bauernhof verbracht und bei den Arbeiten im Stall oder auf den Feldern mitgeholfen. Dieses Mithelfen trug oft dazu bei, dass man sich bewusst oder unbewusst bestimmte Fertigkeiten sowie landwirtschaftliches Grundwissen aneignen konnte. So hat man sich vielleicht gemerkt, welches Futter die Tiere bevorzugt fressen, wie viel sie davon benötigen oder wann die günstigsten Aussaat- und Erntezeiten sind. Darüber hinaus war es eventuell auch möglich Erfahrungen zu sammeln, wie beispielsweise das Erntegut am vorteilhaftesten gelagert oder veredelt wird. Aber auch diejenigen, die bisher vielleicht „ nur“ einen Garten am Rande einer Großstadt besaßen, können durchaus schon wertvolle Kenntnisse bezüglich der Bodenqualität besitzen. So gleichen die Grundprinzipien, die bei Bewirtschaftung des Bodens im Garten angewendet werden, weitgehend denen auf dem Ackerland. Beispielsweise vermeiden es versierte Gartenbesitzer mehrmals nacheinander eng verwandte Kulturen auf einem Beet anzubauen. Stattdessen favorisieren sie Fruchtfolgen. Dabei wählen sie jährlich eine Pflanzenart aus, die nicht näher mit denen verwandt sind, die in den Jahren zuvor abgebaut wurden.

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Auch wer bisher als Städter „nur“ einen Garten wie diesen besaß, hat trotzdem oft wichtige Basiskenntnisse über die Bodenqualität und beherrscht die Grundprinzipen der Bodenbewirtschaftung

Ein Beispiel für eine solche Fruchtfolge wäre:

Im ersten Jahr Buschbohnen,

im zweiten Jahr Kartoffeln,

im dritten Jahr Blumenkohl,

und im vierten Jahr Speisemöhren.

Derartige Fruchtfolgen bewirken, dass sich Pflanzenkrankheiten und Parasiten schlechter ausbreiten beziehungsweise vermehren können. Die angebauten Pflanzen entziehen dem Boden sowohl in Gärten als auch auf Feldern viele Nährstoffe. Um diese Nährstoffverluste wieder auszugleichen, führen Gärtner und Landwirte regelmäßige Düngungen durch. Zu diesem Zweck kommen neben industriell hergestellten mineralischen Düngemitteln auch häufig organische Dünger, wie Stallmist, Gründünger und Kompost zum Einsatz. Dabei haben sich die beiden letztgenannten zur Verbesserung der Bodenqualität als sehr vorteilhaft erwiesen.

Welche Möglichkeiten bestehen in der Region zur Weiterbildung beziehungsweise um sich Rat zu holen?

Prinzipiell sollte man sich nie scheuen, ortsansässige Landwirte, die über langjährige Berufserfahrungen verfügen, gelegentlich um Rat zu fragen.

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Bei ortsansässigen Landwirten, die über langjährige Berufserfahrungen verfügen, kann man sich beispielsweise erkundigen, ob die jeweilige Region einen guten Standort für Mais und/oder Kartoffeln darstellt

Wenn das in einer netten Form erfolgt und diesen Landwirten den nötigen Respekt entgegenbringt, geben sie zumeist sehr bereitwillig sachdienliche Auskünfte. Solche Auskünfte, beispielsweise zum Klima und den Besonderheiten des Bodens in der jeweiligen Region, helfen Neueinsteigern oftmals, Anfangsfehler zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Zu den weiteren Möglichkeiten sich umfassende theoretische Kenntnisse anzueignen, gehört vor allem das Lesen von Fachliteratur. Allerdings ist das Angebot derartig umfangreich, dass sich ein Laie oder landwirtschaftlicher Einsteiger bei dessen Sichtung fast so ähnlich fühlt, wie ein Ortsunkundiger, der in den Rocky Mountains ausgesetzt wurde. Um sich den Einstieg in die Literatur nicht unnötig zu erschweren, sollte man Sach- und Fachbücher bevorzugen, die wie Lehrbücher aufgebaut sind und in einem leicht verständlichen Stil verfasst wurden. Das aus diesen Büchern angeeignete Wissen kann man in der Folgezeit durch das Studieren von Fachzeitungen/-zeitschriften vervollständigen und aktualisieren. Bei der Auswahl dieser Lektüre ist es ebenfalls wichtig, sich nicht zu „verzetteln“. Deshalb hat es sich bewährt, nur ein oder zwei Zeitungen/Zeitschriften zu abonnieren, die schwerpunktmäßig das neuste Know-how für die Produktion enthalten, auf welche der eigene Betrieb ausgerichtet wurde. Eine moderne und zugleich äußerst wichtige Informationsquelle stellt das Internet dar. Letzteres enthält einen nahezu unerschöpflichen Fundus an den Wissen, Hinweisen, Diskussionsrunden und Ratschlägen. Um Zeit zu sparen, sollte man nie planlos darin herumsurfen, sondern auf der Basis von Schlagwörtern gezielt nach den Informationen suchen, die benötigt werden.

Nicht zu vergessen – die Landwirtschaftsbehörden. In ihnen liegen zumeist kostenlose Broschüren, Flyer sowie Merk- und andere Informationsblätter aus. Allerdings erweist sich der Inhalt dieser Materialien häufig weder umfangreich noch tiefgründig. Aber das ist normalerweise auch nicht die Absicht der Herausgeber. Stattdessen sollen diese Materialien als Gedankenstützen dienen und dazu anregen, sich intensiver mit den darin angerissenen Themen zu beschäftigen. Zusätzliche und in ihrer Qualität oftmals sehr hochwertige (Weiter)Bildungsmöglichkeiten sind Lehrgänge, die viele Landwirtschaftsbehörden (bevorzugt in den weniger arbeitsintensiven Wintermonaten) zu unterschiedlichsten Themen organisieren oder selbst durchführen.

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Während der Wintermonate, fällt bei den meisten Landwirten weniger Arbeit an. Die freie Zeit kann vorteilhaft zur Weiterbildung genutzt werden

Meine Voraussetzungen

Materielle Voraussetzungen

Wie viel Fläche ist vorhanden?

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Die wichtigste Basisgröße für Pflanzenbau- und Mischbetriebe ist die vorhandene Gesamtfläche

Für ein Unternehmen, das als Pflanzenbau- oder Mischbetrieb bewirtschaftet werden soll, stellt die Gesamtfläche die wichtigste Basisgröße dar. Anhand von Vergleichswerten für die Kulturarten, die man künftig anbauen möchte, lassen sich in etwa die Erträge und (nach Abzug aller Kosten) auch die Gewinne ermitteln. Bei dieser Ermittlung sollte man nicht außer Acht lassen, aus wie vielen Teilflächen sich die Gesamtfläche zusammensetzt und wie weit diese vom Betrieb entfernt sind. Denn diesbezüglich gilt: „Je mehr Teilflächen vorhanden sind und je weiter diese vom Betrieb entfernt liegen, desto höher ist der Arbeits- und Zeitaufwand für die Bewirtschaftung.“

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Je mehr Teilflächen in einem Betrieb vorhanden sind, desto höher ist der Bewirtschaftungsaufwand

Gleichzeitig verursachen entfernter liegende Parzellen eine Verringerung des Gewinns, weil für die Bewirtschaftung zusätzliche Kosten anfallen. Die Reduzierung des Gewinns kommt beispielsweise dadurch zustande, dass bereits für die Anfahrt mehr Kraftstoff benötigt wird. Diesen nicht unwesentlichen Sachverhalt veranschaulicht das folgende Beispiel detaillierter:

Beispiel, wie lange Wegstecken den Gewinn des Betriebes mindern

Gehen wir davon aus, dass die Preise pro Dezitonne Weizen 20,00 Euro und pro Liter Kraftstoff 1,50 Euro betragen. Des Weiteren soll die zum Einsatz kommende Zugmaschine auf 100 km etwa 25 l Kraftstoff benötigen.

Falls die Strecke, die man vom Hof bis zur Ackerfläche zurücklegen muss, 5 km beträgt, würde die Zugmaschine für Hin- und Rückfahrt (zusammen 10 km) etwa 2,5 l Kraftstoff verbrauchen. Hätte diese Strecke stattdessen nur eine Länge von 1 km, müsste man mit einem Kraftstoffverbrauch (für Hin- und Rückfahrt) von etwa 0,5 l rechnen.

Bei der jährlichen Bewirtschaftung einer Ackerfläche kann man davon ausgehen, dass diese mindestens 8-10mal (für Bodenbearbeitung und Saatbettgestaltung, Aussaat, Pflege, Pflanzenschutz und Ernte) angefahren werden muss.

Legen wir 10 Anfahrten zugrunde und multiplizieren diesen Wert mit 0,5 l sowie 2,5 l, lauteten die Ergebnisse 5 l beziehungsweise 25 l. Somit beträgt der Mehrverbrauch an Kraftstoff für die Bewirtschaftung der weiter entfernten Fläche 20 l. Wird diese Differenz von 20 l mit 1,5 Euro/l Kraftstoff multipliziert, erhält man einen Wert von 30 Euro. Das entspricht einem Verkaufspreis von 1,5 dt Weizen. Der Erlös aus dieser Menge würde dem Betrieb de facto nicht zur Verfügung stehen. Wenn sich derartige Verluste nur auf eine oder wenige Flächen konzentrieren, ist die Schmälerung des Gesamtgewinns für den Betrieb zumeist unerheblich. Problematischer erweist sich die Situation, wenn viele kleine Parzellen in größeren Entfernungen vorhanden und womöglich noch in alle Himmelrichtungen verteilt sind. Dann sollte man genau nachrechnen, ob sich diese mit den geplanten Kulturarten tatsächlich noch rentabel bewirtschaften lassen.

Um welche bisherigen Nutzungsarten handelt es sich auf den Flächen?

Die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen erfolgt hauptsächlich als Acker- oder Grünland, Streuobstwiesen sowie gelegentlich als Obstanlagen.

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Landwirtschaftliche Flächen werden hauptsächlich als Acker oder Grünland sowie als Streuobstwiesen genutzt

Unter Ackerland, auch als Felder oder Äcker bezeichnet, versteht man landwirtschaftlich genutzte Böden, deren Bearbeitung zumeist regelmäßig mit dem Pflug durchgeführt wird. Das Ackerland wird üblicherweise mit Feldfrüchten (regional auch Marktfrüchte genannt) bestellt, zu denen beispielsweise Getreide, Raps, Kartoffeln und Rüben gehören. Als eine Sonderform kann man den Ackerfutterbau ansehen, bei dem auf den jeweiligen Flächen für einige Jahre der Anbau von Futtergräsern, Leguminosen (das sind vor allem Kleearten und Luzerne) oder Gras-Leguminosen-Gemischen erfolgt. Als Grünland bezeichnet man alle Flächen, auf denen Gras, Leguminosen und krautige Pflanzen in Form von Dauerkulturen wachsen. Im Wesentlichen unterscheidet man dabei zwischen Flächen, deren Aufwuchs mehrmals pro Jahr gemäht (Wiesen) oder vom Vieh abgefressen wird (Weiden). Streuobstwiesen, auch als Obstwiese, Bitz, Bongert oder Bungert bezeichnet, lassen sich in gewisser Weise als Sonderform des Grünlandes ansehen. Es handelt sich dabei um eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft, auf welcher man hochstämmige Obstbäume „verstreut“ angepflanzt hat. Unter den Obstbäumen befindet sich eine weitgehend geschlossene Grasnarbe. Obwohl begrifflich als Wiese deklariert, werden diese Flächen häufig als extensives Weideland genutzt.

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Streuobstwiesen werden regional auch als Bitz, Bongert oder Bungert bezeichnet und nicht selten als Viehweide genutzt

Obstanlagen sind Flächen, auf denen vorwiegend Beerenobststräucher oder nieder- beziehungsweise mittelstämmige Obstbäume in einer relativ hohen Dichte (mitunter 3000 - 5000 Exemplare pro Hektar) kultiviert werden.

Ist beabsichtigt, die Nutzungsarten der Flächen weitgehend beizubehalten?

Nachdem man eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Flächen durchgeführt hat, ergibt sich die Frage, ob die bisherigen Nutzungen beibehalten oder geändert werden sollen. Falls man keine Nutzungsänderungen beabsichtigt, steht einem Bewirtschaftungsbeginn nichts im Wege. Insofern man Nutzungsänderungen durchführen möchte, ist es ratsam, sich bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde zu erkundigen, ob diese im Einklang mit den nationalen und europäischen Gesetzen stehen. Beispielsweise gestatten es manche Ländern nicht, Dauergrünland in Ackerland umzuwandeln, wenn sich dieses in Schutzgebieten, Trinkwassereinzugsbereichen oder potentiellen Hochwassersperrgebieten befindet. Ebenso darf eine solche Umwandlung nicht erfolgen, wenn man an bestimmten landwirtschaftlichen Förderprogrammen teilnimmt, die derartige Maßnahmen ausschließen.

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Soll diese mit Raps bestandene Fläche auch weiterhin als Ackerland genutzt werden oder beabsichtigt man, sie in Dauergrünland umzuwandeln?

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Titel: Einstieg in einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb.
Marktchancen und Stolpersteine